Investitionen in Weiterbildung lohnen sich – aber lohnen sie sich auch langfristig für Arbeitslose?

Mehr und mehr Unternehmen investieren in den letzten Jahren in Weiterbildung. So zeigen Studien des Nürnberger Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), dass im ersten Halbjahr 2014 ganze 54 Prozent der deutschen Unternehmen in die Weiterbildung ihrer Mitarbeitenden investiert haben. Das ist eine höhere Anzahl von Unternehmen als jemals zuvor.

Ebenfalls erhöht haben sich die Ausgaben der Unternehmen für die Weiterbildung ihrer Mitarbeiter. So gaben die Unternehmen laut der Weiterbildungserhebung des Instituts der Deutschen Wirtschaft (IW) im Jahr 2013 pro Mitarbeiter etwa 1132 Euro pro Jahr aus.

Gleichzeitig verschleiert diese Zahl die auch in der Weiterbildung existierende Bildungsschere. Schon im Unternehmen unterscheiden sich die Investitionen in Weiterbildung je nach Qualifikation der Mitarbeitenden. Dabei gilt: je geringer die Qualifikation, desto geringer die Chance an Weiterbildung teilzunehmen. So zeigt eine Studie des IAB, dass im ersten Halbjahr 2014 nur 16 % der niedrig qualifizierten Mitarbeitenden an einer Weiterbildung teilgenommen haben. Demgegenüber steht eine Teilnahmequote von 41% bei den höher qualifizierten Mitarbeitenden.

Noch schlechter steht es um die Arbeitslosen, die überhaupt keine Chance auf Teilnahme an betrieblicher Weiterbildung haben. Dabei würde Ihnen eine Weiterbildung mitunter am meisten bringen. So zeigt eine aktuelle Studie des IAB, dass Weiterbildungen mit Abschluss direkten Einfluss auf die Beschäftigungschancen der arbeitslosen Teilnehmenden haben. Vier Jahre nach Beginn der meist dreijährigen Umschulungen ergibt sich demnach bei Frauen eine 20% höhere Chance einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachzugehen, bei Männern findet sich eine immerhin noch 12% höhere Chance. Unterschiede in den Chancen auf eine Beschäftigung zeigen sich zudem zwischen Leistungsempfängern nach SGB II und SGB III – auch wenn sich für beide Gruppen ein positiver Effekt nachweisen lässt.

Die positiven Wirkungen auf die Beschäftigungschancen zeigen sich allerdings nicht gleich zu Beginn der Maßnahmen. Gerade in den ersten zwei Jahren liegen die Beschäftigungschancen von Personen, die nicht an einer Qualifizierung teilnehmen, noch höher. Schon im dritten Jahr holen die Teilnehmenden an Maßnahmen aber auf.

Insgesamt kommen die Autoren daher zum Fazit, dass sich die Investition in Weiterbildung, insbesondere in eine Weiterbildung mit Abschluss lohnt. Die ersten Daten der Studie geben ihnen dabei sicher Recht. Spannend ist nun, wie sich die Entwicklung der Vergleichsgruppen in den kommenden Jahren nach der Weiterbildung entwickelt und ob die positiven Effekte der Umschulung langfristig in einer Relation zu deren Kosten stehen. Dabei gilt es nicht nur die Kosten in Betracht zu ziehen, die der öffentlichen Hand entstehen, sondern auch auf die Investitionen zu schauen, welche die Arbeitslosen selbst tätigen müssen, um an einer Umschulung teilzunehmen. Denn erst wenn sich Weiterbildungen mit oder ohne Abschluss aus ihrer Sicht lohnen, steigt die Wahrscheinlichkeit, dass diese Zielgruppe sich stärker als bisher an Bildungsangeboten beteiligt.

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