Junge Flüchtlinge in Ausbildung bringen – Positionen der Initiative „Chance Ausbildung“ zur Berufsausbildung in einer Einwanderungsgesellschaft

Im Jahre 2015 sind über eine Million Flüchtlinge nach Deutschland gekommen. Ein Großteil von ihnen ist jünger als 25 Jahre. Das berufliche Bildungssystem in Deutschland steht damit vor einer Herkulesaufgabe: So viele Zuwanderer wie noch nie benötigen Zugang zu Bildung und Beschäftigung und das nicht erst in ferner Zukunft, sondern so schnell wie möglich. Entsprechend hoch ist der Handlungsbedarf.

Krise oder Chance?

Auf der einen Seite stellt die Integration der zu uns Geflüchteten eine große Herausforderung dar, andererseits darf aber auch nicht außer Acht gelassen werden, dass unsere ökonomische und gesellschaftliche Zukunft wesentlich von der Integration von Zuwanderern abhängt. Die Generation der Babyboomer wird in nicht allzu ferner Zukunft das Rentenalter erreichen und die entstehende Lücke an qualifizierten Arbeitskräften kann nur geschlossen werden, wenn jedes Jahr rund 500.000 mehr Menschen zu- als abwandern. Dazu ist es aber von zentraler Bedeutung, dass insbesondere junge Geflüchtete an Bildung und Qualifizierung teilhaben.

Positionspapier der Initiative „Chance Ausbildung“

Welche Maßnahmen und Reformen nötig sind, damit möglichst viele Flüchtlinge die Chance auf eine vollqualifizierende Berufsausbildung im Regelsystem der beruflichen Bildung erhalten, haben die Mitglieder der Initiative in einem Positionspapier zusammengefasst, das am 13.06.2016 in Berlin veröffentlicht und mit rund 100 Gästen diskutiert wurde.

Die Integration in Ausbildung lässt sich dabei in drei Schritte gliedern:
Spracherwerb, Ausbildungsvorbereitung und schließlich Übergang in eine anerkannte Berufsausbildung.

  • Das Erlernen der deutschen Sprache als wesentliche Bedingung für gesellschaftliche Teilhabe und berufliche Integration sollte so früh wie möglich nach der Ankunft in Deutschland beginnen. Dazu ist nicht nur ein Ausweiten der Angebote zum Spracherwerb, sondern auch ein schnellerer Zugang in die Kurse nötig sowie eine Verzahnung mit Ausbildungsvorbereitung und Berufsausbildung.
  • Ein wesentlicher Baustein der Ausbildungsvorbereitung ist die berufliche Orientierung, denn vielen Zuwanderern ist unser System der beruflichen Bildung wenig bekannt. Hinzu kommt ein erstes Profiling, das Interessen, Begabungen, berufliche Qualifikationen, sprachliche Fähigkeiten aber auch Restriktionen wie Traumatisierungen aufzeigt. Liegen bereits berufliche Qualifikationen aus dem Heimatland vor, braucht es Verfahren zur Kompetenzfeststellung, die mit neuen Formen der Anerkennung und Zertifizierung verbunden werden, in der Regel mit Bezug zu einem anerkannten Ausbildungsberuf.
  • Für den Übergang in eine anerkannte Berufsausbildung wird es einerseits nötig sein, öffentlich geförderte Ausbildungsplätze zur Verfügung zu stellen, denn es ist zu erwarten, dass die Nachfrage die Aufnahmebereitschaft und -kapazität der Betriebe deutlich übersteigen wird.
    Andererseits sollte der Weg zu einem Ausbildungsabschluss flexibler gestaltet werden. Dies kann etwa durch eine zeitliche Streckung der Ausbildung geschehen oder durch die Gliederung in Teilqualifikationen/Ausbildungsbausteine, die einzeln anerkannt und zertifiziert werden.

Das Positionspapier der Initiative “Chance Ausbildung – jeder wird gebraucht!” sowie weitere Informationen sind hier zu finden.



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