Das eigene Angebot durch Feedback verbessern? Darum ist Lean Data für die Weiterbildung spannend!

Nicht schon wieder ein Feedbackbogen! Dieses leidliche Wesen aus dem Weiterbildungsalltag begegnet mir in letzter Zeit öfters. Unserer Beziehung war das nicht zuträglich. Mehr noch: Ich habe beschlossen Schluss zu machen. Denn per Speed Dating habe ich eine schlankere Alternative kennengelernt: Lean Data. Eine lohnende Bekanntschaft, auch für Weiterbildende!

Das Problem: Daten werden zu oft ziellos erhoben

Daten sind für vieles gut, sie können sich ja nicht wehren. In grafisch verdichteter Form sind sie notwendige Grundlage hochglänzender Abschlussberichte, mit denen sich Bürowände schmücken lassen. Als hundertseitige Berichte dienen sie dazu, selbst den vehementesten Kritiker zum Schweigen zu bringen. Und in Form möglichst kompliziert gerechneter statistischer Auswertungen helfen sie dort, Nebelkerzen zu werfen, wo man mit Klarheit auch nicht weiterkommt.

Auch wir Weiterbildende kennen Daten. Wir erheben sie in Form ritualisierter Feedbackbögen und freuen uns, wenn am Ende alle Teilnehmer sowohl das Seminar als auch den Dozenten großartig fanden. Über Ausreiser wundern wir uns, wissen dann aber meistens nicht so genau, woran es gelegen hat. Oft stimmt halt die Chemie nicht. Manchmal füllen Teilnehmer die Bögen in Eile aus und kreuzen dann was Falsches an. Ehrlich gesagt, bräuchte die Feedbackbögen niemand. Die Frage ist also: Könnten Daten nicht für irgendwas Sinnvolles gut sein?

Die Lösung: Daten sollten dazu erhoben werden, ein Angebot zu verbessern

Daten sollten dazu beitragen, ein Angebot zu verbessern. Das ist zumindest die Überzeugung von Acumen, einer Non-Profit-Organisation, die sich darauf spezialisiert hat, Investitionen für soziale Unternehmen bereitzustellen. Damit werden in Entwicklungsländern Vorhaben z.B. im Bereich Landwirtschaft, Bildung und Energie gefördert. Ziel von Acumen ist es, die Lebenswirklichkeit besonders benachteiligter Gruppen zu verbessern. Das Team von Acumen hatte irgendwann genug von Hochglanzberichten, Schwergewichtspublikationen und Phantomkausalitäten. Denn als Non-Profit-Investor wollte man, dass Angebote geförderter Unternehmen durch passendes Nutzerfeedback möglichst gut werden und nicht, dass Angebote möglichst gut präsentiert werden. Aus dieser Idee heraus entstand das Konzept Lean Data.

Das Konzept ist auch für Weiterbildende interessant. Weil es so einfach ist, dass der leidliche Feedbackbogen mit ein paar Veränderungen zu einem Instrument einer stärker nutzerorientierten Gestaltung von Bildungsangeboten werden kann. Ein Instrument, das der Nutzer ernst nimmt und nicht nur am Ende eines Kurses 15 Minuten lang beschäftigt. Und weil es Wege aufzeigt, wie man Daten anhand mobiler Technologien – wie etwa Smartphones – schnell und kostengünstig erheben kann. Damit nicht nur die Ergebnisse der Feedbackbögen besser aussehen, sondern auch die dahinterstehenden Bildungsangebote besser werden. Oder wie es Acumen sagt:

 „Data must help to test and rapidly iterate products in order to build better solutions for customers. Data collection should be inexpensive, easy to do, easy to analyze.“ [Acumen]

Das Konzept: Im Zentrum steht immer der Bedarf des Nutzers

Das wichtigste vorab: Das Konzept von Lean Data stellt den Nutzer ins Zentrum. Angebote werden entwickelt und bereitgestellt, um Nutzer bei Herausforderungen ihres Alltags zu helfen. Daten werden erhoben, damit Produkte besser an den Bedarf der Nutzer angepasst werden können. Und zwar so effizient wie möglich. Bei Lean Data handelt es sich damit um einen Ansatz, den vier Dinge kennzeichnet:

  • Erstens eine veränderte Einstellung bei der Datenerhebung, der es nicht mehr um Berichterstattung, sondern um die Verbesserung von Angeboten geht.
  • Zweitens eine Datenerhebung und Analyse, die den Nutzern zuhört. Denn nur so lassen sich entscheidungsrelevante, handlungsleitende Erkenntnisse über deren Bedarfe sowie Interessen gewinnen.
  • Drittens der Einsatz von Methoden und Technologien der Datenerhebung, die deren Effizienz und Geschwindigkeit erhöhen, ohne an Genauigkeit zu verlieren.
  • Und viertens schnelle Feedbackschleifen, entlang derer ein Angebot datenbasiert immer wieder auf den aktuellen Nutzerbedarf angepasst wird.

Das Vorgehen: In fünf Schritten zum eigenen Lean Data Projekt

Der Weg zum eigenen Lean Data Projekt ist nicht weit. 5 Schritte sind dafür zu gehen. Für alle technischen Finessen, die darüber hinausgehen, stellt Acumen Handbücher bereit.

Schritt 1 – Die richtige Fragestellung finden: Was will man eigentlich mit der Umfrage erreichen? Geht es darum, Bedarfe der Nutzer auszuloten, die Nutzerzufriedenheit zu erheben, ein vorhandenes Angebot zu verbessern, seine Wirksamkeit zu belegen oder gar darum, eigene Marketingbotschaften besser zu formulieren? Am besten denkt man bei der Findung der richtigen Fragestellung vom Ende her: Was wäre das wichtigste Ergebnis einer erfolgreichen Umfrage? Zu wissen, welche Weiterbildung am Markt noch fehlt oder was ich an meinem Angebot verbessern kann, damit meine Nutzer davon wirklich profitieren? Wenn das zentrale Ziel klar ist, sind die wichtigsten Fragen einer schlanken Umfrage schnell zusammengestellt.

Schritt 2 – Die richtigen Mittel auswählen: Welches Umfrageformat ist für den eigenen Zweck und die Zielgruppe am besten geeignet? Wen soll ich befragen? Sollte man Feedback wirklich per Papier erheben, wenn sowohl Datenerhebung als auch Analyse für alle einfacher und bequemer per Smartphone möglich wären? Nach der Weiterbildung wollen viele Teilnehmende möglichst schnell nach Hause. 15 Minuten mehr oder weniger zum Bahnhof werden so schnell überlebenskritisch. Der Feedbackbogen wird also hastig und oft unleserlich ausgefüllt. Gleichzeitig fallen im Tagesverlauf immer wieder mal Wartezeiten an. Warum nicht diese nutzen und per Online-Tool sowohl reflektierte, leserliche als auch gleich verwertbare Daten erhalten?

Schritt 3 – Die Umfrage planen und durchführen: Auch das beste Smartphone-Tool bringt keine Ergebnisse, wenn es nicht mit Bedacht eingesetzt wird. Ein Plan muss also her! Mit welchem Mittel erreiche ich meine Nutzer wie am besten? Gibt es bestimmte Orte und Zeiten, an denen ich eine Umfrage geschickt platzieren kann? Zum Beispiel während der letzten Kaffeepause, wenn alle noch da sind, aber die Luft schon fast raus? Oder während der Wartezeit am Check-out des Tagungshotels? Die Möglichkeiten auf innovative Art und Weise Feedback einzuholen sind grenzenlos. Es kommt allein darauf an, sie auszuloten, mit einer kleinen Gruppe zu testen und schließlich in der Praxis umzusetzen. Und nicht vergessen: Das Nutzerfeedback ist zwar ein kleiner aber feiner Kontaktpunkt zum Nutzer. Wie auf allen Ebenen des Customer-Relationship, sollte man auch hier versuchen, einen bestmöglichen Eindruck zu hinterlassen!

Schritt 4 – Die Umfrage auswerten und etwas daraus lernen: Nach der Datenerhebung werden die Daten ausgewertet. Denn aus den erhobenen Stimmen der Nutzer lassen sich Erkenntnisse zur Verbesserung des eigenen Angebots ableiten. Im besten Fall sind die Ergebnisse klar und weisen in eine Richtung. Oder sie geben Hinweise auf Bedarfe und Themen, die bisher nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit standen. In weniger guten Fällen ist eine vertiefende Analyse nötig. Hier helfen offene Antwortmöglichkeiten in der Umfrage bestimmte Einschätzungen der Nutzer besser zu verstehen. Auch spätere Rückfragen sind nicht verboten.

Schritt 5 – Das eigene Angebot datenbasiert verbessern: Der letzte Schritt ist schließlich kein Hexenwerk mehr. Durch die Umfrageergebnisse sollte klar sein, was getan werden muss, um beim nächsten Durchlauf besser abzuschneiden. Ob dabei nur kleine Anpassungen vorgenommen werden oder das gesamte Angebot umstrukturiert wird, bleibt am Ende jedem selbst überlassen. Denn eine Umfrage ist noch keine Umfrage. Auch das ist ein Kennzeichen von Lean Data: Durch schnelles, datenbasiertes Prototyping einem guten Angebot schrittweise immer näher kommen. Wenn es beim ersten Versuch also nicht klappt – keine Sorge! Du bist auf dem richtigen Weg. Es kommt nicht darauf an, sofort erfolgreich zu sein, sondern sich mit schnellen Schritten dem Ziel zu nähern. Getreu dem Motto: Fail faster and follow the fun.

Wo kann man mehr zu Lean Data erfahren?

Lean Data lässt sich schnell im eigenen Arbeitsalltag einsetzen. Von Acumen gibt es neben einer Broschüre, die das Konzept von Lean Data erklärt („Innovations in Impact Measurement“) auch eine praxisorientierte Handlungsanleitung („The Lean Data Field Guide“), in dem erklärt wird, wie das eigene Lean Data Projekt realisiert werden kann. Mehr zu Lean Data erfährt man in Videos oder verschiedenen Artikeln im Netz. In regelmäßigen Abständen bietet Acumen kostenlose Online Kurse rund um Themen, wie nutzerbasierte Datenerhebung und Produktentwicklung an. Einen davon habe ich selbst mitgemacht. Ich kann den Kurs nur empfehlen. Mit etwa drei Stunden selbstorganisierten Lernens pro Woche kann man sich gut in das Thema einarbeiten. Wer Lust hat, stellt sich im Kurs zudem ein internationales Team zusammen und arbeitet dann etwas länger, aber auch intensiver am eigenen Lean Data Projekt.



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