MYSKILLS im Einsatz (2) – Medienberichte zeigen, wie MYSKILLS neue Chancen eröffnet

Der letzte Beitrag stellte das Projekt MYSKILLS vor, mit dem durch berufsfachliche Kompetenztests das informell und non-formal erworbene Können von Menschen ohne Berufsabschluss gemessen werden kann. Die kommenden Beiträge erzählen von Menschen, die MYSKILLS bereits genutzt und dadurch eine neue Perspektive erhalten haben.

Erste Interviews mit MYSKILLS Nutzern fanden sich in den Medien, die über das Projekt berichteten. Die folgenden ausgewählten Beispiele illustrieren, wie der Test Teilnehmern ganz unterschiedlicher Profile helfen konnte.

 

FALL 1: Der Test zeigte, dass berufliches Handlungswissen ausbaubar, aber gegebenenfalls schon einsetzfähig ist

Deutschlandfunk Campus und Karriere (14.3.2018) sprach mit Mehdi Ghanei. Der 37-jährige Iraner lebt seit zwei Jahren in Deutschland und machte nun den Test zum Hochbaufacharbeiter. In einem Handlungsfeld erhielt er zwei Punkte, in den anderen Testbereichen ließ sich kein berufliches Handlungswissen nachweisen. Damit ist er eingeschränkt als erfahrener Helfer in diesem Handlungsfeld einsetzbar, muss aber noch seine Deutschkenntnisse verbessern. Zwar war Herr Ghanei zunächst enttäuscht, jedoch dient der Test primär einer präzisen Standortbestimmung, um eine realistische Entscheidung für seine berufliche Zukunft zu treffen. Im Raum steht zum einen eine Weiterbildung, zum anderen bereits ein mögliches Angebot eines Bauunternehmers, der überlegt ihn schon jetzt zu übernehmen. Die Sichtbarmachung dessen, was Herr Ghanei kann und was nicht, half ihm, seinem Vermittler und einem potentiellen Arbeitgeber zu verstehen, wie seine Arbeitserfahrung auf dem deutschen Markt einzuschätzen ist und wie sein weiterer beruflicher Weg aussehen könnte. Ein weiterer Vorteil des Tests war für Herrn Ghanei, dass er ihn auf seiner Muttersprache ausfüllen konnte. Nun kann er den nötigen Deutschkurs bereits parallel zu der Weiterqualifizierung machen, ohne unnötig Zeit zu verlieren. Hier finden Sie das ganze Interview im Podcast.

 

FALL 2: Der Test zeigte, dass berufliches Handlungswissen nachweisbar ist, aber weiter ausgebaut werden sollte

Der Sender RTL Hessen (13.03.2018) und das Weilburger Tageblatt (27.03.2018) erzählten die Geschichte von Rezan Mamo. Der 29-jährige Syrer kam zum Jobcenter Limburg-Weilburg, um die Zeit während seines Integrationskurses zu nutzen und seinen Berufseinstieg in Deutschland vorzubereiten. Ohne einen objektiven Test war es für Herrn Mamo schwer, den deutschen Arbeitsmarkt einzuschätzen und sein Arbeitsvermittler wiederum kannte den syrischen Arbeitsmarkt nicht. Noch in seinem Heimatland hatte Herr Mamo eine Ausbildung zum Elektrotechniker begonnen, die er jedoch nicht abschloss, weil der Krieg ausbrach. Auf der Flucht sammelte er erste Arbeitserfahrung als Verkäufer bis er mit Frau, Kindern und Eltern in das Land kam, in dem sein Bruder schon lange lebt: Deutschland. Das Testergebnis zeigte, was häufig vorkommt: Herr Mamo hatte seine Kompetenzen als Verkäufer nach deutschen Standards zu hoch eingeschätzt, obwohl einige nachweisbare Kompetenzen vorlagen. Weil Herr Mamo sich inzwischen auch andere Berufswege offenhalten wollte, entschieden sich sein Vermittler und er gemeinsam zunächst für einen handwerklichen Kurs sowie einen weiteren Deutschkurs. Durch den Test konnte die Selbsteinschätzung von Herrn Mamo objektiviert und die Anforderungen des Marktes und seine eigenen Wünsche besser aufeinander abgestimmt werden. Hier sehen Sie das Video mit Rezan Mamo.

 

FALL 3: Der Test zeigte, dass berufliches Handlungswissen umfangreicher ist, als angenommen und sich ein Anerkennungsverfahren lohnt

Andere Beispiele zeigen wiederum, dass Testteilnehmer eigentlich mehr könnten als das, was sie aktuell in ihrem Beruf tun. Die Münchner Arbeitsagentur testete einen Lagerhelfsarbeiter, bei dem sie so hohe Kompetenzen fand, dass sich der Weg über ein Anerkennungsverfahren zur Lagerfachkraft lohnen könnte. Dies würde seine formale Gleichwertigkeit belegen. Die Idee dazu wurde ihm und seinem Vermittler durch den Test nahegelegt. (Süddeutsche Zeitung, 14.3.2018). 

 

Zusammenfassend zeigen die Beispiele, dass es einer realistischen Einschätzung von beruflichen Kompetenzen bedarf, um Betroffenen eine angemessene Perspektive zu eröffnen. Das gilt gleichermaßen für Geflüchtete wie für Geringqualifizierte. Es gilt für Bewerber, deren Können bislang als zu hoch eingeschätzt wurde und die daher nach ersten Arbeitsproben nicht übernommen werden konnten sowie für Bewerber, deren Können als zu niedrig verortet und denen daher angemessene Stellen fälschlicherweise vorenthalten wurden.

Weitere Informationen zu dem Projekt finden Sie unter www.myskills.de

 

Weitere Beiträge der Serie:

MYSKILLS im Einsatz (1) –Hintergrund und Ziele der neuen, berufsfachlichen Kompetenztests

MYSKILLS im Einsatz (2) – Medienberichte zeigen, wie MYSKILLS neue Chancen eröffnet

MYSKILLS im Einsatz (3) – Die Biografie von Hossein Kowsari

MYSKILLS im Einsatz (4) – Die Biografie von Ahmadi Zaman Mahmod

MYSKILLS im Einsatz (5) – Die Biografie von Ayed Hassen

MYSKILLS im Einsatz (6) – Eine Vermittlungskraft berichtet von ihrer Erfahrung mit dem neuen Testinstrument



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