LEARNTEC 1/3 Richtungswechsel beim adaptiven Lernen: Lernsysteme sollten sich nicht nur dem Nutzer anpassen – sondern auch vom Nutzer selbst angepasst werden können!

Adaptives Lernen ist eines der Schlagwörter, wenn über die Zukunft der Bildung geredet wird. Dass die Zukunft nicht mehr weit weg ist und noch spannende Entwicklungen in diesem Bereich zu erwarten sind, lässt sich an Projekten wie INTUITEL („Intelligent Tutoring Interface for Technology Enhanced Learning“) sehen, das im Rahmen eines Panels auf der Learntec vorgestellt wurde.

Ziel von INTUITEL ist es, eine plattformübergreifende Technologie zu entwickeln, durch die Learning Management Systeme (LMS) einem Lernenden individuelle Hilfestellungen während des Lernprozesses geben können. So trägt INTUITEL dazu bei, dass einzelne Lernschritte sowie Lernmaterialien eines digitalen Lernangebots aktiv dem Wissen und Können des Nutzers angepasst werden. INTUITEL verfolgt dabei die Strategie, die im LMS existierenden Daten über den Lernenden und das Lernangebot mit zusätzlichen Informationen anzureichern. Durch Daten, wie z.B. zu verwendeten Geräten und zur Lernumgebung, wird ein erweiterter Blick auf das Lerngeschehen möglich, der es erlaubt, exakt auf den Lernenden zugeschnittene Empfehlungen bereit zu stellen. Lernende werden so dabei unterstützt, digitale Lernangebote effizienter zu absolvieren, ohne auf räumliche und zeitliche Freiheiten beim Lernen – anytime und anywhere – verzichten zu müssen.

Dabei stellt sich die Frage, ob adaptives Lernen in seiner  gegenwärtigen Form – im Sinne von Lernsystemen, die sich dem Lerner anpassen –stehen bleiben muss? Natürlich stellt die aktuelle Form der Adaptivität bereits eine Errungenschaft dar: Es gibt ein System mit festgesetzten Modulen, die variabel miteinander kombiniert werden können. Dadurch kann das System auf den Lernenden angepasste Lernpfade bereitstellen. Aber müssen Lernsysteme, die vorgeben, sich den Bedürfnissen ihrer Nutzer optimal anzupassen, nicht selbst durch den Nutzer veränderbar sein? Was, wenn der Lernende mit dem System an sich nicht zufrieden ist und es keine denkbare Kombination von Modulen gibt, die eine für ihn passenden Abfolge von Lernschritten und Kombination von Lernmaterialien ergibt? Was, wenn aus Sicht des Lernenden zentrale Module nicht im System enthalten sind und damit ein sinnvolles Lernen gar nicht möglich ist?

Wenn also Adaptivität der Schlüssel zum Erfolg von Lernprozessen ist, braucht es sinnigerweise eine Form der Adaptivität, die sich nicht nur am Nutzer orientiert, sondern durch den Nutzer selbst hergestellt werden kann: Es braucht also Systeme, die sich in Folge von Nutzerfeedback selbst verändern können. Dies würde bedeuten, dass adaptive Lernangebote nicht einfach nur ihre Module umschichten, sobald ein Lerner Probleme hat, sondern es aktive Routinen gibt, um das System selbst umzubauen. Möglich wäre dies durch weitgehende Optionen zur Personalisierung des Systems. Diese  sollten dem Nutzer neben der Veränderung der Benutzungsoberfläche auch ermöglichen Routinen des Systems zu verändern sowie neue Lernschritte und Lernmaterialien ins System einzupflegen – etwa in Form von User-generated-content. Ähnlich wie im Bereich kommerzieller Computerspiele bräuchte es dazu Editoren, entlang derer Nutzer das System verändern und erweitern könnten.

Laut Aussagen der Panel-Teilnehmer wäre eine solche Anpassung der Systeme durch die Nutzer selbst in Systemen wie INTUITEL durchaus denkbar. Ob eine so erzeugte Adaptivität nun näher am selbstorganisierten Lernen oder selbstverantworteten Betrügen des Lernsystems liegt, müssen letztlich die Nutzer der Systeme – Lernende wie Lehrende – selbst entscheiden. Gerade im Bereich der Weiterbildung sollten beide alt genug sein, die richtige Entscheidung selbst zu treffen.

Weiterführende Links:

http://www.ice-karlsruhe.de/INTUITEL/INTUITEL.html

 



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