Schichtarbeit, Überstunden und Wochenendarbeit – Viele Azubis eher unzufrieden mit der Arbeitszeit in ihrer Ausbildung

Knapp 15.000 Auszubildende aus etwa 25 Ausbildungsberufen wurden beim DGB Ausbildungsreport 2018 zu verschiedenen Bereichen ihrer Ausbildung befragt. Hierbei kam heraus, dass etwa 70 % der Befragten mit ihrer Ausbildung zufrieden sind. Dennoch sinkt der Wert im Vergleich zu den Vorjahren. Dass ein hoher Prozentsatz der Auszubildenden nicht zufrieden ist, liegt unter anderem an der Arbeitszeit. 39 Stunden und 5 Tage die Woche – das ist der Regelfall in Deutschland für eine Vollzeitstelle. Auch für Auszubildende gilt in den meisten Fällen diese Regelung. Doch etliche Azubis arbeiten unter der Woche weitaus mehr, müssen auch mal am Wochenende ran oder werden sogar in den Schichtplan der Firma integriert. Damit sind viele der Jugendlichen und jungen Erwachsenen nicht einverstanden, was sich auf die Zufriedenheit in ihrer Ausbildung auswirkt.

Azubis in Schichtarbeit stärker belastet

Rund ein Viertel der Azubis gab an, dass sie in die Schichtarbeit ihres Ausbildungsbetriebes einbezogen werden. Während das bei den Hotelfachleuten auf etwa 79 % der Befragten zutrifft, war Schichtarbeit bei den Steuerfachangestellten oder Bankkaufleuten erwartungsgemäß kaum ein Thema. Problematisch wird es für die Jugendlichen in Schichtarbeit vor allem bei der gesetzlichen Einhaltungsfrist von 12 Stunden ununterbrochener Ruhezeit für minderjährige und 11 Stunden für volljährige Azubis. Nur bei knapp der Hälfte der Auszubildenden wird diese Ruhezeit auch eingehalten. Hinzu kommt, dass die Einhaltung der 5-Tage-Woche häufiger missachtet wird und auch nicht immer ein Ausbilder verfügbar ist. Anfallende Minusstunden müssen bei 59 % der Befragten in Schichtarbeit nachgearbeitet werden, bei den übrigen Azubis sind es nur 46 %. Somit müssen Azubis im Schichtdienst nicht nur mit den unregelmäßigen Arbeitszeiten klarkommen, sondern werden auch noch durch andere Komponenten stärker belastet als ihre Kollegen ohne Schichtdienst.

Über ein Drittel der Azubis leistet regelmäßig Überstunden

Auch wenn die Arbeitszeit in der Ausbildung genau geregelt ist, muss über ein Drittel der befragten Auszubildenden regelmäßig länger arbeiten. Im Durchschnitt sind das 4 Stunden in der Woche extra. Es gibt aber tatsächlich auch Azubis, die mehr als 20 Überstunden pro Woche leisten müssen, häufig in kleinen Firmen und Betrieben. Immerhin gaben jedoch mehr als zwei Drittel an, dass sie die geleisteten Überstunden durch Freizeit ausgleichen können oder eine zusätzliche finanzielle Vergütung bekommen.

Neben den Überstunden muss immer noch gut jeder zehnte Befragte Tätigkeiten in der Ausbildung nachgehen, die nicht zum eigentlichen Berufsfeld gehören. Das betrifft vor allem Auszubildende im Friseurhandwerk, von denen 23 % angaben, „immer“ oder „häufig“ ausbildungsfremde Tätigkeiten verrichten zu müssen. Gesetzlich ist dies jedoch nicht erlaubt, eine Ausbildung sollte in dem Beruf ausbilden und nicht aus häufigen Routinetätigkeiten oder ausbildungsfremden Bereichen bestehen.

Verwaltungsfachangestellte am zufriedensten, die Hotelbranche schneidet schlecht ab

Am zufriedensten in der Gesamtbewertung sind die Verwaltungsfachangestellten, gefolgt von den Mechatronikern, Industrie- und Zerspanungsmechanikern und Elektronikern für Betriebstechnik. Im mittleren Bereich tummeln sich viele kaufmännische Berufe, Köche oder auch medizinische Fachangestellte. Schlusslicht bildet die Hotelbranche, die insbesondere in Bezug auf die Arbeitszeit im Schichtdienst und zusätzliche Überstunden von den Azubis schlecht bewertet wurde. Auch Auszubildende aus den Bereichen Friseur, Tischler, Zahnarzt und Lebensmittelhandwerk sind eher unzufrieden mit ihrer Ausbildung. Generell lässt sich die Aussage treffen: je größer der Betrieb, desto höher ist die Zufriedenheit der Auszubildenden. Begründet liegt dies darin, dass die personellen und materiellen Voraussetzungen und kollektive Mitbestimmungsstrukturen zu einem faireren Arbeitsklima führen.

Unzufriedenheit durch psychische und körperliche Belastungen

Ein Thema, das in der Arbeitswelt immer mehr an Relevanz zunimmt, ist die psychische Belastung. Insbesondere junge Leute, die in den Arbeitsalltag einsteigen, müssen mit vielen neuen Eindrücken und auch Belastungen zurechtkommen. Neben Überstunden oder Schichtarbeit spielen auch Leistungs- und Zeitdruck eine Rolle. Dazu gehört auch der zusätzliche Nebenjob, der bei einigen aufgrund der geringen Ausbildungsvergütung notwendig ist und sich negativ auf die Zufriedenheit der Azubis auswirkt. Rund ein Viertel der Befragten hat „immer“ oder „häufig“ Probleme, sich in ihrer Freizeit zu erholen, wobei sich auch hier die Angaben stark nach Branchen unterscheiden. Die Work-Life-Balance scheint hier nicht ausgeglichen zu sein, was wiederum verstärkt zu psychischen und körperlichen Belastungen führt. Ausbilder müssen folglich bewusst darauf achten, dass Ausbildungspläne eingehalten, die Azubis angemessen gefordert werden und sie bei Problemen immer ein offenes Ohr für ihre jungen Nachwuchskräfte haben.



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