Was wäre wenn? Weihnachtliche Gedanken zur digitalen Bildung

Neulich war ich auf Konferenzreise in Berlin. Es tut sich ja erfreulich viel, wenn man sich die Konferenzlandschaft rund um das Thema EdTech und Digitalisierung der Bildung anschaut. Die eQualification zum Beispiel, war eines meiner Ziele. Ca. 50 Projekte, die das BMBF zum Thema Digitalisierung gefördert hat und noch fördert, wurden vorgestellt. Da waren schon spannende Sachen dabei, zum Beispiel eine App, die bei der Ausbildung von Gas-Wasser-Installateuren eingesetzt wird und mit einer virtuellen Stadt und realen Fällen arbeitet. Oder das Internetportal surgery.net, das den digitalen Austausch von Chirurgen unterstützt – self-made-Fortbildung á la youtube sozusagen. Sehr spannend auch das Projekt Tracy der HTW Berlin, in dem empirisch die Wirksamkeit von game based learning im Vergleich zu traditionellen Fortbildungsangeboten in der Katastrophenschutzfortbildung in Krankenhäusern untersucht wird. Die wirklich spannende Fülle von Projekten aus den unterschiedlichsten Bereichen und die große Teilnehmerzahl zeigen: EdTEch ist schon lange kein Nischenthema für Nerds mehr. Es ist da und will gestaltet werden.

Das hat auch die Online Educa gezeigt, ein weiteres Konferenz-Highlight am Digitalisierungshimmel der deutschen Bildungslandschaft. Die wohl größte Konferenz zu dem Thema in Deutschland, die nun schon im 19. Jahr ausgerichtet wurde, eine Mischung aus Konferenz und Messe mit ca 2.000 Besuchern und 150 Ausstellern aus aller Welt. Sehen und gesehen werden und vor allem: den Spirit verbreiten, dass EdTech viel Gutes für die Bildungslandschaft bringen kann. Ja, es gibt natürlich auch Probleme und Fragen die diskutiert werden wollen. Zum Beispiel, was den Datenschutz betrifft, wenn wir über learning analytics und big data nachdenken. Die Möglichkeiten sind aber ebenfalls beachtlich: adaptives Lernen je nach Lerntyp kann Wirklichkeit werden. Jeder kann in seinem Tempo lernen, auf die eigene Weise. Jeden mitnehmen können – der Urtraum jedes Pädagogen. Jedenfalls verlässt man die Konferenzen mit dem Gefühl vielleicht doch ein kleines bisschen die Welt retten zu können. Es braucht nur eine gute Idee.

Und da kommt einem inmitten des Konferenztreibens dann schon der eine oder andere Gedanke dazu. So viel geballtes Wissen und so viel Wunsch danach die Welt mit Hilfe von Bildung ein wenig besser zu machen. Und die Möglichkeiten der Digitalisierung könnten ein Schlüssel sein. Was wäre, wenn all diese Menschen, mit all ihrer Expertise sich zusammentäten und gemeinsam an den zentralen Fragen unseres Bildungssystems arbeiteten? Nur für einen oder zwei Tage? Wie können wir lernen gestalten, damit es Spaß macht? Wie können wir lernen für jeden ermöglichen? Wie kann EdTech helfen um diese Ziele zu erreichen? Eine riesige Unkonferenz. Eine spannende Idee, finde ich. Crowdsourcing – was bei komplexen Aufgaben wie Sternkartographie oder Peptidfalten funktioniert könnte irgendwann vielleicht auch für den Bildungsbereich funktionieren, wer weiß. Man müsste es mal versuchen: yes we can!

Deshalb freue ich mich immer wieder auf Konferenzbesuche dieser Art. Im Februar 2014 geht es mit der Learntec in Karlsruhe weiter, später im Jahr dann das EduCamp, das ja schon eine lange Tradition hat und die wohl bekannteste Unkonferenz im EdTech Bereich ist.  Jenseits der Fachforen trifft man Menschen, die an das glauben, was sie tun, die eine Vision haben. Und die hat nichts damit zu tun Menschen durch Computer zu ersetzen. Es geht um Zugang und darum Menschen Bildung zu ermöglichen – ein uraltes Ideal. Was wäre wenn wir alle gemeinsam darüber nachdenken würden?

In diesem Sinne: frohe Feiertage und einen guten Start ins Jahr 2014.



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