ASCOT ff = ASCOT für Flüchtlinge (wenn sie berufliche Kompetenzen nachweisen müssen)

Sie erinnern sich? Im letzten Blogbeitrag habe ich eine Antwort auf die Frage angekündigt, für welche Zielgruppen die Methoden und Instrumente des vom BMBF geförderten wissenschaftlichen Verbundprojekts „ASCOT“ Nutzen bringen können, neben den primären: Azubis, Prüfende und Gestalter der Ausbildungsberufe.

Momentan treffen in Deutschland zwei Sachverhalte aufeinander: steigende Flüchtlingszahlen und Facharbeiterengpässe, die teils schon sichtbar, teils immerhin zu ahnen sind. Die Flüchtlinge in Lohn und Brot zu bringen, ist eine der vielen Herausforderungen, denen sich Deutschland gerade stellt. Trotz drohendem Fachkräftemangel ist es eine Herkulesaufgabe, offene Stellen und arbeitswillige Menschen zu einander zu bringen. Alle, die mit dieser Aufgabe beschäftigt sind, könnten Zielgruppe sein.

Welche Berufserfahrung oder Kompetenzen bringen die Flüchtlinge mit? Wie misst man sie? Welche Weiterbildung ist notwendig, damit Lücken geschlossen werden können – sprachliche und fachliche? … – wenn ich alle Fragen hier aufzählen würde, puh, lieber nach Ansatzpunkten für Lösungen und Antworten Ausschau halten!

Die formalen (Berufs-)Bildungssysteme der Herkunftsländer sind nur wenig vergleichbar mit dem deutschen System. Im Informationsportal für ausländische Berufsqualifikationen des Wirtschaftsministeriums lerne ich, dass in Syrien (Herkunftsland der meisten Flüchtlinge, die bisher in 2015 nach Deutschland gekommen sind) in den Bereichen Bau, Industrie, Landwirtschaft und Gesundheit Ausbildungsinhalte und Abschlussbezeichnungen sehr heterogen sind und stark variieren. „Weitere Ausbildungsmöglichkeiten finden sich in der Industrie, bei privaten Bildungsanbietern oder im informellen Sektor, der vielen Jugendlichen über das Prinzip „Learning by Doing“ einen Einstieg in das Berufsleben ermöglicht. Manche Unternehmen betreiben darüber hinaus eigene Ausbildungszentren.“

Drei schlagende Argumenten für ASCOT ff

Ok, auf Zeugnisse oder Zertifikate, die 1:1 übertragbar sind, setze ich da nicht als Kompetenznachweis. Also sollte man sinnvoller Weise darauf schauen, was Flüchtlinge an tatsächlicher Berufserfahrung mitbringen. Es gibt gute andere Ansätze zur Qualifikationsanalyse wie Prototyping Transfer. Doch wenn es um eine ressourcenschonende Erfassung der Kompetenzen bei einer großen Zahl von Menschen geht, lohnt ein genauerer Blick auf ASCOT mit seinen Tools. Videos oder Computersimulationen erleichtern das Verständnis, sind skalierbar und die Inhalte sind handlungsorientiert und erfassen berufspraktische Kompetenzen, die in Arbeitsplatzbeobachtungen bestimmt wurden. Das klingt für mich nach drei schlagenden Argumenten, die die mit o.g. Herkulesaufgabe betrauten Organisationen ermuntern sollten, weitere Einsatzmöglichkeiten zu prüfen. Wir finden, dass es lohnt über Anpassungsnotwendigkeiten nachzudenken, sind offen für Ihre Ideen und den Austausch darüber.

Wenn die Adaption gelingt, wäre es z. B. noch leichter im ersten Jobportal für Geflüchtete und Arbeitgeber, Mensch und Arbeitsstelle zusammen zu bringen. Flüchtlingen könnten Arbeitgebern als „Eintrittskarte“ einen verlässlichen Nachweis bieten, dass sie schon etwas können. Im Arbeitsalltag würden sie das dann ein weiteres Mal unter Beweis stellen und weitere praktische Erfahrung und leichter berufsbezogene Sprachkenntnisse erwerben.

Abschließend noch ein Hinweis zu „Sprachkenntnissen“: auf dem deutschen Bildungsserver Infoweb Weiterbildung ist es mit Hilfe des eingebauten Google Translators für Flüchtlinge viel leichter, den passenden Deutschkurs zu finden. Weitersagen!

الاسهل بكثير للعثور بمساعدة مترجم جوجل للاجئين في دورة اللغة الألمانية الصحيح. نشر الكلمة!

ealaa alttaelim khadim al’almani eanna alttanmita, ‚annah min al’ashal bkthyr lileuthur bimusaeadat mutarjim jawjal lilajiiyn fi dawrat alllughat al’almaniat alssahiha. nashr alkulm!

(Das waren die beiden letzten Sätze auf Arabisch)



Kommentare

  1. / von Petra

    Mein Sohn hat einen Facharbeiterbrief und eine technische Ausbildung, was ist mit ihm, er sucht seit gut 2 Jahren Arbeit und hat bisher auch kein Weiterbildungsangebot bekommen, er ist kein Flüchtling .

    1. / von Martina
      zu

      Hallo Petra,
      Es tut mir sehr leid, dass Ihr Sohn keine Arbeit findet! Auch wenn wir erfreulich niedrige Arbeitslosenzahlen haben, darf man nicht vergessen, dass es immer noch 2.708.000 Millionen Menschen sind, die keine Arbeit haben. Und Ihr Sohn ist einer von ihnen.
      Die Aufgabe der Bundesagentur für Arbeit ist es, ihn und die rund 2,7 Mio anderen Menschen in Lohn und Brot zu bringen – ggf. bedeutet das auch, sie zu qualifizieren, damit sich neue Jobchancen ergeben.
      Die Integration der Flüchtlinge in den Arbeitsmarkt ist nach sozialer Betreuung, Sprachunterricht und gesellschaftlicher Integration, die letzte, sehr schwere Aufgabe, der wir uns in Deutschland stellen müssen. In der momentanen Situation ist es wichtig das eine (Flüchtlingshilfe) zu tun und darüber das andere – Arbeitslosen Menschen Perspektiven und einen neuen Job zu vermitteln – nicht zu vergessen und gleichermaßen zu handeln.
      Sie schreiben, dass Ihr Sohn einen technischen Facharbeiterbrief hat. Damit ist er gut qualifiziert und bei der momentanen Arbeitsmarktsituation in Deutschland werden grundsätzlich technische Facharbeiter gesucht. Sollte sich trotzdem nichts für ihn ändern, hoffe ich, dass Ihr Sohn die notwendige Unterstützung von den dafür zuständigen Stellen bekommt und auch bald wieder Arbeit hat. Ich drücke ihm beide Daumen.

      Martina Schwenk

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