Die berufliche Entscheidungsphase – ein immer wiederkehrender Prozess

Mein Name ist Janet Demiral, ich bin 22 Jahre alt und absolviere derzeit meine Ausbildung zur Industriekauffrau bei Bertelsmann. Momentan bin ich in der Bertelsmann Stiftung im Programm „Lernen fürs Leben“ – und hier im Projekt „Chance Ausbildung” eingesetzt.

Mein Weg hier her? Gar nicht so leicht!

Dass ich nach meinem Realschulabschluss mein Abitur mache, war für mich lange klar. Was mir allerdings nicht so klar war: Soll es ein allgemeinbildendes Gymnasium, berufliches Gymnasium oder eine Gesamtschule sein?

Mich haben soziale ebenso wie kaufmännische Berufe interessiert. Aufgrund meiner nicht immer guten Mathenoten habe ich meine Stärken aber eher im sozialen Bereich gesehen und mich dafür entschieden, eine Allgemeine Hochschulreife auf einem Beruflichen Gymnasium für Gesundheit und Soziales zu machen.

Soziale Berufe

Konfrontiert mit dem schlechten Image sozialer Berufe, begann ich an meinem Berufswunsch der Sozialpädagogin zu zweifeln…

SozialpädagogInnen stehen täglich Menschen, die durch das soziale Netz unserer Gesellschaft gefallen sind, mit Rat und Tat zur Seite. So ein Job ist psychisch belastend: man hat viel Verantwortung und muss mit schweren Schicksalen umgehen.

Wenn man zu den schlechten Arbeitsbedingungen noch bedenkt, dass viele der SozialpädagogInnen studiert haben, scheint  mir das niedrige Gehalt unfair und undankbar.

Doch lieber einen kaufmännischen Beruf?

Ich machte mir also Gedanken, ob ich doch meine Richtung ändern sollte…

Auf meiner Schule musste man Mathe nicht als Prüfungsfach wählen, wie auf vielen anderen Schulen. Ich wollte mir allerdings alle Optionen offen halten und wählte Mathe als mündliches Prüfungsfach. Auch wenn schulisches Mathe kaum etwas mit dem Mathe in einer kaufmännischen Ausbildung zu tun hat, ist es eine Voraussetzung für die meisten Arbeitgeber.

Kein Ausbildungsplatz trotz Abi!

Ich bewarb mich auf Ausbildungs-/ und Studienplätze für soziale und kaufmännische Berufe. Trotz meines Durchschnitts von 2,6 erhielt ich keine nennenswerten Zusagen.

Und wieder stand ich vor vielen Fragen: Einem Ausbildungs-/ Studienplatz zusagen, der mir eigentlich nicht gefällt? Das Jahr durch Minijobs, Praktika oder ein freiwilliges soziales Jahr überbrücken?

Ich entschied mich für eine einjährige höhere Handelsschule für Abiturienten und muss sagen: Gute Entscheidung!

Der Bildungsgang vermittelt kaufmännische Kenntnisse und Fertigkeiten und bietet den Absolventinnen und Absolventen sehr gute Startchancen für kaufmännische Berufe und Studiengänge.

Ich hatte ca. 30 Stunden /Woche Unterricht in den Fächern Betriebswirtschaftslehre, Volkswirtschaftslehre, Rechnungswesen, Wirtschafts-Mathematik, Steuerlehre, etc.

Zudem erhielt ich die Möglichkeit Zertifikate in SAP ERP (Enterprise Resource Planning) und MS Office zu erlangen.

Mit dem Zeugnis der einjährigen höheren Handelsschule für Abiturienten und den Zertifikaten in der Hand, erhielt ich viele Zusagen. – Auch von Bertelsmann.

Nach rund 11 Monaten in der Ausbildung bei Bertelsmann kann ich sagen, dass mein Weg etwas holprig war, aber die Ausbildung meinen Erwartungen entspricht und ich die Erfahrungen die ich in der ganzen Zeit gemacht habe sehr schätze.

Und auch nach der Ausbildung hat man viele Möglichkeiten: Bleibt man im erlernten Beruf? Nimmt man ein Studium auf? Macht man noch eine Umschulung? Oder geht ein Jahr ins Ausland?

Schülerinnen und Schüler in der beruflichen Entscheidungsphase sollten sich nicht zu viel Druck machen, denn selbst wenn man sich für eine Richtung entschieden hat, stehen einem noch alle Türen offen.



Kommentare

  1. / von RalleG

    Das System von früher, 45 Jahre in der gleichen Firma, gibt es heute kaum noch. Weiterbildung ist angesagt. Und es gibt ja genügend Möglichkeiten, die von der IHK angeboten bzw, akzeptiert werden

  2. / von Janet Demiral

    Das stimmt, das Angebot ist enorm.
    Als Schülerin dachte ich immer: Was ist wenn ich jetzt die Ausbildung/ das Studium mache und merke, es passt einfach nicht zu mir? Früher hat mir das noch Sorgen bereitet, doch heute weiß ich, der Weg kann immer wieder in eine neue Richtung führen. Ich muss also nicht bis zur Rente einen Beruf ausüben, der mir nicht gefällt. Allerdings muss man bei dieser riesigen Auswahl an Möglichkeiten erstmal herausfinden was man will und was zu einem passt…

  3. / von Franka Heine

    In meinem Leben habe ich schon viele Berufe ausprobiert und es war nicht immer überall leicht. Im Gegenteil. Eine der forderndsten Tätigkeiten war die in der Sozialen Branche, doch gleichzeitig hat diese mich auch am meisten erfüllt. Menschen zu helfen macht glücklich. Ob mit Studium oder Ausbildung, ganz egal! LG Franka

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