Duale Ausbildung unter Druck

Die duale Berufsausbildung wird international gelobt, steckt zuhause aber in Schwierigkeiten. Deutschlandweit geht sowohl die Zahl der Bewerber für eine duale Ausbildung zurück (Nachfrage) als auch die Anzahl der durch Betriebe angebotenen Ausbildungsplätze (Angebot). Die Situation in den Bundesländern ist dabei sehr unterschiedlich. Der Ländermonitor berufliche Bildung 2015 untersucht, wie chancengerecht und leistungsfähig die berufliche Bildung in den 16 Bundesländern ist. Das Video gibt einen Überblick über den Ansatz des Ländermonitors und die wichtigsten Ergebnisse.

Zwar hat sich die Situation der Bewerber auf dem Ausbildungsmarkt rein rechnerisch in den letzten Jahren leicht verbessert, Hauptschüler und Jugendliche ohne deutschen Pass können davon aber nur eingeschränkt profitieren. Ihre Zugangschancen zu einer dualen oder schulischen Ausbildung haben sich nur leicht verbessert. Zudem unterscheiden sich ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz stark zwischen den Bundesländern.

Die Ergebnisse des Ländermonitors zeigen: das Ziel, jedem jungen Menschen die Chance auf eine Berufsausbildung zu geben, ist noch lange nicht erreicht, obwohl sich die Situation auf dem Ausbildungsmarkt aus Sicht der Bewerber entspannt hat. Wir brauchen daher eine Ausbildungsgarantie, die dazu beiträgt, Angebotslücken und regionale Unterschiede auf dem Ausbildungsmarkt auszugleichen.

Unter www.laendermonitor-berufsbildung.de finden Sie die wichtigsten Ergebnisse der Studie, eine Zusammenfassung und 16 ausführliche Länderberichte.



Kommentare

  1. / von Ute

    Ich denke, es hat auch viel mit der Einstellung der ausbildenden UNternehmen zu tun, wie viele duale Ausbildungsplätze auf dem Markt zu finden sind. Natürlich: Ein Unternehmen hat mit einem Mitarbeiter, der sich noch im Studium befindet, zunächst noch keine „volle“ Arbeitskraft im Haus. Aber: Es ist doch an die Zukunft gedacht, wenn man sich um den intellektuellen Nachwuchs in der eigenen Firma kümmert. Immerhin ist der Angelernte doch jemand, der sich nicht nur in der Firma die Praxis aneignet, sondern gleichzeitig wichtiges theoretisches Wissen im Rahmen der Universität mitbekommt. Beides kann angesichts des sich verschärfenden Fachkräftemangels nur gut für ein Unternehmen sein – weil, schließlich: Der entsprechende Dual-Student wird ja auch im Sinne der Firma ‚erzogen‘, in der er studiert, und wird auch eine entsprechende Bachelor- / Master-Thesis einreichen, die in KOoperation mit dem Unternehmen entsteht und Feldforschung betreibt, auf die das Unternehmen direkten Einfluss übt und wo das Ergebnis wiederum dem Unternehmen wichtige Erkenntnisse liefert.

    In dem Unternehmen, in dem meine Tochter ihr duales Studium derzeit macht, Smagtron Magnettechnik, da erarbeitet sie gerade einige interessante physikalische Eigenschaften von Magneten auf, macht entsprechende Experimente, dokumentiert diese und wird am Ende für die Branche verwertbare Ergebnisse liefern. Davon profitiert der Arbeitgeber Smagtron sogar nur indirekt; aber er weiß, dass die Kompetenzen und Lernfähigkeiten, die sich meine Tochter währenddessen aneignet, ihm nach Beendigung des Studiums viel nützen werden.

    Es ist aber, wie gesagt, immer die Sicht des Unternehmens, die hier den Ausschlag gibt.

    1. / von Lars Thies
      zu

      Vielen Dank für Ihren Kommentar. Sie haben natürlich recht, dass es in erster Linie eine unternehmerische Entscheidung ist, einen dualen Ausbildungs- oder Studienplatz anzubieten. Gerade weil die Verbindung von theoretischem Wissen und praktischer Erfahrung für den Arbeitsmarkt und für den einzelnen Studenten oder Auszubildenden so wertvoll ist, wäre es aber gut, wenn noch mehr Unternehmen eine solche Entscheidung treffen würden. Damit würden die Unternehmen, wie Sie selbst schreiben, an die Zukunft denken und einem möglichen Fachkräftemangel vorbeugen.

  2. / von H. Polkert

    Guten Tag,

    interessante Diskussion hier. Ich stimme der Meinung von Lars Thies zu: Die Verknüpfung von theoretischem Wissen und praktischer Anwendung ist der Schlüssel zu Erfolg. Dessen müssten sich ja eigentlich alle Chefs in ihren Chefsesseln bewusst sein, da ihre eigene Karriere zumeist auf genau dieser Basis fußt. Wie oft hört man nicht die Karriere-Geschichten, die mit den Worten beginnen „Wisst ihr, auch ich habe mal klein angefangen…“
    Ich bin Mitarbeiter bei Gitterstar, einem Fachunternehmen für Roste, ein ohne Zweifel sehr spezielles Thema. Egal wie studiert jemand ist oder wie viel Jahre Ausbildung er hinter sich hat: Wer zu uns kommt, weiß in den allerwenigsten Fällen schon vorher, was sich hinter Begriffen wie „Ausnehmung“, „Ausklinkung“, „gelochte Antrittskante“, „Schweíßpressrosten“ genau verbirgt – und woher auch. (Ausnahme: Jemand hat schon für die Mitbewerber gearbeitet, versteht sich.)
    Das heißt natürlich, dass Schulung in allen Fällen notwendig ist, und da setzen wir nicht allein auf das Auswendiglernen von Datentabellen, von denen wir freilich Zuhauf haben. Nein, wichtig ist uns von Anfang an, dass die Mitarbeiter „in Kontakt“ mit den Materialien geraten, damit arbeiten und von Beginn an in den Herstellungsprozess eingebunden sind – nur so kann man unseres Erachtens lernen, wie z.B. für die Maschenteilung die Tragstabweiten, Querstabweiten zusammenhängen und wie genau der Zusammenhang zu der chemischen und physikalischen Beschaffenheit des verwendeten Rohmetalls aussieht.

    Einschränkend muss man aber auch zugeben: Mehr als einen dualen Studenten kann sich ein mittelständishces Unternehmen unserer Größe schwerlich leisten, da man ja auch mit einberechnen muss, dass jemand auch während hoher Abwesenheitszeiten bezahlt werden muss. Da ist immer ein schwieriges Abwägen. Doch je weiter wir wachsen, desto mehr steigt anteilig natürlich auch die Zahl der Auszubildenden.

    Mfg H. Polker, i.A. GitterStar GmbH und Co. KG

    1. / von Elias
      zu

      Hallo,
      Ute, Sie schreiben : „Ich denke, es hat auch viel mit der Einstellung der ausbildenden UNternehmen zu tun, wie viele duale Ausbildungsplätze auf dem Markt zu finden sind. Natürlich: Ein Unternehmen hat mit einem Mitarbeiter, der sich noch im Studium befindet, zunächst noch keine “volle” Arbeitskraft im Haus“ .
      Dieser Meinung kann ich zunächst nicht zustimmen , viele Unternehmen sind unfassbar froh derartige Studenten im Haus zu haben. Zum einen sind die Aufgabengebiete, in denen Sie zu Beginn unterwegs ist nicht so anspruchsvoll (auf hohem Niveau gesehen), sodass auch die Einarbeitungszeiten nicht unfassbar lang sind. Sprich: Das Unternehmen spart Geld. Darüber Hinaus ist der Student für eine längere zeit an das Unternehmen gebunden. Eine hohe Prozentzahl von Studenten, die Dual studieren, bleiben zunächst in dem Unternehmen . Sprich: Keine hohe Fluktationsrate –> das Unternehmen spart Geld. Des weiteren, sind Studenten „billige Arbeitskräfte“. Würde man erfahrene Frauen und Männer deren Aufgaben machen lassen, würde es dem Unternehmen viel mehr kosten. Deswegen sind doch Studenten bzw. junge Leute unfassbar beliebt –> sie kosten weniger. Sprich: Das Unternehmen spart Geld 😉
      Außerdem wissen auch die meisten Unternehmen ihre studentischen Kräfte zu schätzen und integrieren sie zumeist vollwertig in das Team (so sollte es auch sein!) Trotzdem muss ich dazu sagen, dass ich natürlich auch von größeren Unternehmen ausgehe. Zudem (um auf ein weiteres Thema anzusprechen), ist es auch besonders schön, wenn man ab und zu auch Frauen in eher technisch ausgerichteten Unternehmen, wie zum Beispiel Gitterstar. Insbesondere in solchen Unternehmen sollte man Bewerberinnen besonders fördern.
      “ Hauptschüler und Jugendliche ohne deutschen Pass können davon aber nur eingeschränkt profitieren. Ihre Zugangschancen zu einer dualen oder schulischen Ausbildung haben sich nur leicht verbessert. Zudem unterscheiden sich ihre Chancen auf einen Ausbildungsplatz stark zwischen den Bundesländern (…)“ – was wird denn hier als Grund genannt?
      Lieben Gruß!

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