Der Transfer der dualen Berufsausbildung funktioniert – in Häppchen

Naemi Härle, Lars Thies

Das duale Ausbildungssystem gilt derzeit als Exportschlager. Jedoch zeigt die Praxis, dass dieses sich nicht 1:1 in andere Länder übertragen lässt. Dennoch können Teilaspekte des deutschen Ausbildungssystems übernommen werden, um den eigenen Jugendlichen eine bessere Berufsperspektive zu bieten. Insbesondere die Praxisorientierung in der dualen Ausbildung ist ein wichtiges Element, um die Beschäftigung von Jugendlichen zu steigern.

Am 25. November 2013 wurde die Studie „Das deutsche duale Berufsausbildungssystem – Vorbild für andere Länder?“ in Brüssel vor einem internationalen Publikum vorgestellt und diskutiert. Der Verfasser Professor Dieter Euler unterteilt in der Studie das Ausbildungssystem in elf konstitutive Elemente, welche an die Bedürfnisse und Rahmenbedingungen eines Landes angepasst werden können. Euler plädierte dafür, die deutsche duale Berufsausbildung als „Gedankenfutter“ im Innovationsprozess zu nutzen und Schritt für Schritt einzelne Elemente des dualen Systems zu übernehmen und diese, den individuellen Zielen und Anforderungen der Länder anzupassen.

Wege aus der Jugendarbeitslosigkeit in Europa

Mit Professor Euler sind sich Antonio Silva Mendes (Europäische Kommission), Patricia Cirez (spanischer Arbeitgeber- und Industrieverband CEOE) und Dr. Jeff Bridgford (King’s College London) einig, dass die duale Berufsausbildung ein Lösungsansatz zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit sein kann. Die duale Ausbildung sichert einen Zuwachs an Kompetenzen und Fähigkeiten, die die Arbeitsbefähigung der Jugendlichen steigere und diese zudem langfristig selbstständig mache. Ein grundlegendes Problem ist allerdings, gering Qualifizierte überhaupt in Ausbildung oder Beruf zu bringen. Zudem kann das Ausbildungssystem allein das derzeitige Problem der Jugendarbeitslosigkeit in vielen europäischen Ländern zumindest kurzfristig nicht lösen.

Praxisanteil ausbauen

Praktische Erfahrungen während der Ausbildung sind für eine gute Perspektive auf einen Job unerlässlich. Zu diesem Ergebnis kommt die unlängst erschienene Studie „States of Uncertainty – Youth Unemployment In Europe“ des „Institute for Public Policy Research“ (IPPR). In allen darin untersuchten Ländern ist das Arbeitslosenrisiko junger Menschen zwischen einem Viertel und der Hälfte niedriger, wenn sie während ihrer Ausbildung oder ihres Studiums gearbeitet haben. Die zentralen Fragen sind demnach: Wie kann der Praxisbezug in der beruflichen Ausbildung gesichert und weiter ausgebaut werden? Und wie kann kurzfristig ein Weg gefunden werden, den derzeit von Arbeitslosigkeit betroffenen Jugendlichen den Einstieg in den Arbeitsmarkt zu erleichtern?

Link zur Transfer-Studie:
https://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/das-duale-system-in-deutschland/

Link zur IPPR-Studie:
http://www.bertelsmann-stiftung.de/de/publikationen/publikation/did/zukunft-unsicher/?tx_rsmbstpublications_pi2%5Bpage%5D=2&cHash=23b5af1577fe6cf1b7fd862a0f828a5e



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