Die Zukunft des Lernens: Personalisiert und kompetenzorientiert! (2/8)

Warum brauchen wir Kompetenzen? Was sind Kompetenzen? Wie können wir sie erwerben? Diesen Fragen gehen wir in einer 8-teiligen Blogserie und einer dazugehörigen Broschüre nach. Dabei entwerfen wir ein Bild, wie personalisierte Kompetenzentwicklung in realen Herausforderungen möglich ist. Einen besonderen Blick werfen wir auf die Möglichkeiten, welche die Digitalisierung für die Kompetenzentwicklung im Netz eröffnet.

Begleitend zur Blogserie lohnt sich ein Blick auf das Blick auf das Dossier Arbeit 4.0 von wb-web.de. Dort werden praxisnahe Möglichkeiten zum Einsatz digitaler Technologien in der Weiterbildung in Form von Handlungsanleitungen und Erfahrungsberichten vorgestellt.

Wir freuen uns über interessierte Leser und Kommentare und hoffen Ihnen mit dieser Serie einen umfassenden und lesenswerten Einblick in das Thema Kompetenzentwicklung im Netz zu geben!

 

Warum brauchen wir Kompetenzen?

Lernprozesse finden nicht im luftleeren Raum statt, sondern sind in unsere moderne Lebens- und Arbeitswelt eingebettet. Diese ist gekennzeichnet durch agile Arbeitsprozesse, die durch Respekt, Offenheit und Transparenz sowie eine zunehmende Eigenverantwortung und Selbstorganisation geprägt sind. Hinzu kommt eine steigende Heterogenität der Lernenden aufgrund des demographischen Wandels, verbunden mit einer Pluralisierung der Lebenswelten. Ebenfalls kennzeichnend für moderne Gesellschaften ist die Digitalisierung, die zum Treiber der technologischen Entwicklung auf fast allen Gebieten geworden ist und zu Entwicklungsgeschwindigkeiten von Technik und Industrie, Kultur und Politik führt, die mit klassischem Vorratslernen überhaupt nicht mehr zu beherrschen sind. Zugleich liefert die moderne Informationstechnologie die Lerntechnologien, die kompetenzorientiertes Lernen am Arbeitsplatz in Verbindung mit E-Learning, Blended Learning und Social Learning überhaupt erst möglich machen.

Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen müssen die Menschen deutlich agiler werden. Sie benötigen daher Kompetenzen zum autonomen Handeln bei hoher Entscheidungsfreiheit zur kollaborativen Lösung von Herausforderungen, also der gemeinsamen Bewältigung realer Problemstellungen mit Lernpartnern – auch im Netz – sowie für selbstorganisiertes und zielführendes Handeln mit digitalen Technologien. Entsprechend muss sich das Lernen verändern.

 

Individualität der Lernenden

Kein Lernender ist wie der andere – es gibt genauso viele Lerntypen wie Menschen. Jeder Lernende bringt seine eigene Lernerfahrung, seine persönlichen Lernmethoden, sein eigenes Vorwissen sowie individuelle Ziele mit in den Lernprozess ein. Der Lernprozess ist also für jeden Mensch anders. So lassen es z. B. die enormen Unterschiede im Lerntempo Erwachsener mit dem Faktor 1 : 9 (vgl. Wahl 2013: 105) als unsinnig erscheinen, Lernende in einem gemeinsamen Lerntempo, z. B. mittels Frontalunterrichts, zu belehren oder fragend-entwickelnd Wissen zu „erarbeiten“. Die Gemeinsamkeit über alle Lernenden hinweg ist allerdings, dass Lernen in jedem Fall ein aktiver, personalisierter Prozess ist. Es bedarf also einer expliziten Einbindung der Lernenden sowohl bei der selbstorganisierten Planung ihrer Lernprozesse als auch im Rahmen aktiver Lernphasen, um ihrer Individualität und Selbstständigkeit bestmöglich gerecht zu werden.

 

Demographischer Wandel

Die Bevölkerung wird immer bunter. Zum einen stehen in den Industrieländern immer mehr Ältere immer weniger jungen Menschen gegenüber. Das bedeutet, dass gerade ältere Menschen dazulernen müssen, um weiterhin am alltäglichen und beruflichen Leben aktiv teilhaben zu können. Gleichzeitig führen aktuelle Migrationsbewegungen dazu, dass immer mehr ausländische Menschen eine Heimat in Deutschland finden. Auch sie müssen lernen, um in Alltag und Beruf Anschluss zu finden. Lebenslanges Lernen funktioniert aber nur, wenn Menschen motiviert sind, sich eigenständig immer wieder neue Kompetenzen anzueignen: im Alltag und in der Arbeit. Dabei gilt zu beachten, dass lebenslanges Lernen im Sinne eines lebenslangen Kompetenzerwerbs nur dann gelingt, wenn es einen Kulturwandel in allen Lernbereichen gibt: Vorhandene Lernkonzepte und Lernmaterialien müssen daraufhin geprüft werden, ob sie wirklich alle Menschen befähigen, in offenen, dynamischen Situationen kreativ zu handeln.

 

Heterogenität der Lebenswelt

Deutschland wird immer vielfältiger. Die Globalisierung ebenso wie die damit verbundenen Migrationsbewegungen stellen uns und damit auch unsere Bildungssysteme vor neue Herausforderungen. So benötigen unsere ausländischen Mitbürger ebenso wie wir selbst interkulturelle Kompetenzen, um sich in den vielfältigen Lebenswelten, die uns zukünftig umgeben werden, sicher zu bewegen. Verallgemeinernd kann unter interkultureller Kompetenz die Befähigung verstanden werden, aufgeschlossen gegenüber Neuem, bisher Unbekanntem, insbesondere gegenüber fremden Kulturen zu sein, sich auf neue Menschen und Situationen einstellen zu können und dabei persönlich hinzuzulernen. Dazu gehört, in interkulturell geprägten Situationen mit Angehörigen verschiedener ethnischer Gruppen und in fremdkultureller Umgebung zu kommunizieren, um effektiv und professionell tätig werden zu können. Interkulturelle Kompetenzen können aber nicht durch Bücher oder Seminare mit Rollenspielen „vermittelt“ werden. Vielmehr ist ein Lernarrangement erforderlich, das auf realen, interkulturellen Herausforderungen basiert, die gemeinsam im Dialog mit Mitgliedern der anderen Kulturen bearbeitet und bewältigt werden.

 

Technologischer Wandel

Die Digitalisierung ist einer der wichtigsten Antreiber für zukünftige Veränderungen. Die Konsequenzen dieser Entwicklung sind weitreichend: So verändern sich z. B. durch neue Geschäftsmodelle die Lebens- und Arbeitsbedingungen vieler Menschen. Manche Aufgaben fallen weg, andere kommen hinzu. Gerade für neue Aufgaben sind Kompetenzen im Umgang mit digitalen Technologien notwendig. In Zukunft benötigen wir die Kompetenz, uns in einer vernetzten Lebens- und Arbeitswelt, deren konkrete Form wir heute noch nicht kennen, zu bewegen. Auch müssen wir lernen, mit den neuen Risiken der digitalen Welt umzugehen. Daher gilt es, neue Technologien auch im Rahmen von Lernangeboten aufzugreifen und als unterstützende Elemente des Lernens sinnvoll in diese einzubauen. Die Digitalisierung und die damit einhergehenden agilen Arbeits- und Lernmethoden stellen dabei immer höhere Anforderungen an die Selbstorganisationskompetenzen der Mitarbeiter. Da diese zumeist jedoch in Arbeits- und Lernsystemen sozialisiert wurden, die durch Fremdsteuerung geprägt sind, benötigen sie zunehmend Handlungsanker, also Werte, die ihnen Orientierung für ihr Handeln geben.

Alle Beiträge der Serie:



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