Handlungsbedarf bei der Weiterbildung in NRW

Wie steht es um die Weiterbildung in Nordrhein-Westfalen und was kann verbessert werden? Zu diesen Fragen waren Frank Frick und ich Ende September nach Düsseldorf eingeladen, wo wir die wichtigsten Ergebnisse des Deutschen Weiterbildungsatlas und Impulse zur Verbesserung der Weiterbildung vorstellten.

Der Mitte des Jahres erschienene zweite Weiterbildungsatlas brachte keine Entlastung für das Land Nordrhein-Westfalen. Eher im Gegenteil: Die neuen Ergebnisse bestätigen weiterhin eine der niedrigsten Teilnahmequoten im Ländervergleich. Der erste Atlas zeigte zudem, dass Personen ohne Berufsabschluss in NRW besonders stark abgehängt sind.

Abteilungsleiter Ulrich Wehrhöfer lud aufgrund des offensichtlichen Handlungsbedarfes Frank Frick und mich in das Landesministerium für Schule und Weiterbildung ein, um diese Ergebnisse und mögliche Verbesserungspotenziale zu diskutieren. Der Teilnehmerkreis des ganztägigen Workshops setzte sich neben Vertretern des gastgebenden Ministeriums (MSW) vor allem aus Vertretern der gemeinwohlorientierten Weiterbildungsträger (VHS, KEFB, etc.), des Ministeriums für Arbeit, Integration und Soziales (MAIS), der Landeszentrale für politische Bildung (LZpB) und Wissenschaftlern des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) zusammen.

Die Präsentationen des Tages finden Sie hier. Erläuterungen folgen weiter unten.

Im ersten Teil des Workshops präsentierte ich zunächst die Ergebnisse der beiden bisher erschienenen Weiterbildungsatlanten. Der erste Input erläuterte hierbei die Messkonzepte und die darauf beruhenden zentralen Ergebnisse auf Bundesebene. Darauf folgten in dem zweiten Input die Ergebnisse des Landes NRW und im dritten die Ergebnisse der Regionen und Kommunen innerhalb NRWs. Die Diskussionen zu diesen Ergebnissen waren vor allem methodischer Natur. So wurden bei den im Atlas gemessenen Weiterbildungsangeboten Lücken bemängelt, die sich mit der derzeitigen Datenlage allerdings kaum schließen lassen. Die vorliegenden Daten erlauben nämlich häufig – wie beispielsweise im Fall der Verbundstatistik – keine genaueren Aussagen. Die nicht dargestellten Bereiche der Weiterbildung sind meist nur auf Grundlage von landesspezifischen Statistiken abbildbar. Diese sind länderübergreifend nicht verfüg- oder vergleichbar und haben somit für den bundesweiten Atlas eine zu geringe regionale Abdeckung. Aber gerade bei dem Angebot der Volkshochschulen wurden Aspekte angemerkt, die wir in Zukunft nach Möglichkeit berücksichtigen möchten. Die Anzahl der Volkshochschulkurse kann hier beispielsweise um die Kursstunden erweitert werden, um unterschiedlichen Volumen Rechnung zu tragen. Insgesamt bestand unter den Teilnehmern der Konsens, dass die in NRW vorliegenden Datenquellen zudem für eine eigene Weiterbildungsberichterstattung genutzt werden sollten, um die Weiterbildungsangebote besser an dem landesspezifischen Bedarf ausrichten zu können.

Im abschließenden vierten Input stellte Frank Frick Impulse zur Verbesserung der Weiterbildung vor, die über die Befunde des Weiterbildungsatlas hinausgingen. Hier bestand weitgehender Konsens, dass die drei dargestellten Aspekte die Weiterbildung in Zukunft – nicht nur auf Landesebene – verbessern können. So kann die Digitalisierung der Weiterbildung beispielsweise durch räumlich und zeitlich unabhängigere Weiterbildungen bessere Teilhabe-Chancen – gerade für strukturell benachteiligte Personen – ermöglichen. Dies kann sich besonders dann positiv auf die Teilhabe auswirken, wenn vorhandene Kompetenzen von Lernenden aufgedeckt und anerkannt werden. Direkt an den Ausgangsbedingungen anzusetzen kann nämlich die Motivation und auch den individuellen Nutzen von Weiterbildungen erhöhen. Am Ende des Tages fällt der Nutzen dieser Ansätze allerdings nicht vom Himmel. Hierzu braucht es kompetente Weiterbildner/innen und eine entsprechende IT-Infrastruktur bei den Anbietern. Diese Dinge kosten Geld, können sich aber bei guter Umsetzung durch bessere berufliche und soziale Aufstiegschancen von weiterbildungsbenachteiligten Personen auszahlen.

NRW braucht ein qualitativ hochwertiges Berichtssystem in der Weiterbildung, um auf die damit identifizierten Bedarfe adäquat reagieren zu können. Dieses Berichtssystem sollte regionale Auswertungen beinhalten, um auch die genauen Bedarfslagen vor Ort besser verstehen zu können. Mit diesem Wissen und der Bereitschaft, wichtige Trends in der Weiterbildung aufzugreifen, kann die Teilhabe an Weiterbildungen in Nordrhein-Westfalen verbessert werden.

Die aktuellen Ergebnisse des Weiterbildungsatlas finden sich unter www.kreise.deutscher-weiterbildungsatlas.de.



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