Inklusion als Teil der beruflichen Bildung 1/5

„Unternehmen und Inklusion“ oder „Wie wächst zusammen, was zusammen gehört?“

Unternehmensbefragung im Auftrag der Bertelsmann Stiftung zum Thema Inklusion

Dass Inklusion nach den Vorgaben der UN-Behindertenrechtskonvention nicht nur auf Kita und Schule begrenzt sein darf, hätte eigentlich bei der Ratifizierung klar gewesen sein müssen – denn die berufliche Bildung wird dort explizit erwähnt. Seitdem sind fünf Jahre vergangen, in denen Inklusion zwar ein zentrales bildungspolitisches Thema geworden ist, in der Berufsausbildung aber eher verschlafen, denn angegangen wurde.

Vielleicht liegt das zum Teil daran, dass bislang kaum Daten zum Status Quo der betrieblichen Ausbildung von jungen Menschen mit Behinderungen vorliegen. In einer vorgestellten Studie der Bertelsmann Stiftung wurden nun erstmals repräsentativ Betriebe danach gefragt, ob sie Jugendliche mit Behinderungen ausbilden, welche Erfahrungen sie dabei gemacht haben und was sich ihrer Meinung nach tun muss, damit mehr Jugendliche mit Behinderungen den Weg in das duale System finden.

Die positive Nachricht zuerst: Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderungen ausbilden, beurteilen ihre Erfahrungen als überwiegend positiv. Und sie sind in der Mehrzahl offen dafür, in Zukunft noch mehr von ihnen auszubilden, wenn sie mehr staatliche Unterstützung bekämen. Aber: Nur jedes vierte ausbildungsberechtigte Unternehmen in Deutschland hat in den vergangenen fünf Jahren überhaupt Erfahrungen mit Jugendlichen mit Behinderung gemacht. Und von den Jugendlichen mit sonderpädagogischem Förderbedarf finden gerade einmal 7 % einen betrieblich dualen Ausbildungsplatz.

Wie also kann Inklusion in der beruflichen Bildung vorangetrieben werden:

Die Unternehmensbefragung gibt dazu deutliche Hinweise: Vielen Betrieben mangelt es schlichtweg an Informationen über bestehende Unterstützungsleistungen und -möglichkeiten. Denn jeweils weniger als die Hälfte der Betriebe, die Jugendliche mit Behinderungen ausbilden, kennt die einzelnen Angebote und von den Unternehmen, die bislang keine Erfahrung mit diesen Jugendlichen haben, sind es noch deutlich weniger.

So ist denn auch der scheinbare Widerspruch zu erklären, dass Betriebe mehr Unterstützungsleistungen wünschen, die bestehenden bislang aber nur zu einem geringen Teil in Anspruch nehmen. Aus Sicht der überwiegenden Zahl dieser Unternehmen ist nämlich deutlich mehr Transparenz nötig, wo diese Leistungen beantragt werden können und ebenso ein Abbau von Bürokratie bei der Beantragung.

Sicher, auch mit mehr Unterstützung werden nicht alle Unternehmen Jugendliche mit Behinderungen ausbilden und nicht alle Jugendlichen mit Behinderungen werden einen Abschluss in einem anerkannten Ausbildungsberuf erreichen können. Das Ziel muss dennoch sein, jeden Jugendlichen bestmöglich zu unterstützen und zu fördern, egal ob mit oder ohne Behinderungen. Dafür sollte das Ausbildungssystem flexibler gestaltet werden.

Und auch hier stehen Unternehmen Veränderungen positiv gegenüber: Rund zwei Drittel der Betriebe mit Erfahrung in der Ausbildung von Menschen mit Behinderungen befürworten eine stärkere zeitliche Flexibilisierung der Ausbildung und mehr als die Hälfte finden eine Gliederung in Ausbildungsbausteine für ihr Unternehmen sinnvoll.

Die Studie zeigt schließlich deutlich: Inklusion ist noch lange nicht betriebliche Realität aber aus Sicht von Betrieben durchaus möglich. So lautet auch der Rat an andere Betriebe, die überlegen, in die Ausbildung von Jugendlichen mit Behinderungen einzusteigen: „Einfach machen, ausprobieren“.

Die komplette Studie finden Sie hier:
http://chance-ausbildung.de/publikationen/berufsausbildung-junger-menschen-mit-behinderungen-eine-repraesentative-befragung-von-betrieben/?tx_itaostudies_studies%5Bstudie%5D=180&tx_itaostudies_studies%5Baction%5D=show&tx_itaostudies_studies%5Bcontroller%5D=Page#.U5h9TXlZqzk



Kommentar verfassen