Jugendlichen aus Südeuropa eine Chance geben – Initiative “GiveME5” des CET – Center for European Trainees

Die Jugendarbeitslosigkeit in Europa ist alarmierend hoch. Immer häufiger verlassen junge Südeuropäer deshalb ihre Heimat und erhoffen sich im Ausland bessere Einstiegschancen in den Arbeitsmarkt. Diese jungen Menschen sind in der Regel schulisch gut ausgebildet und sehr motiviert, ihre Karriere in Deutschland zu starten, nachdem ihnen zu Hause kein adäquater Arbeitsplatz angeboten werden konnte.
Doch wie sieht es dann tatsächlich aus, wenn sie hier sind?

Faktoren für einen erfolgreichen Berufseinstieg

Der erfolgreiche Einstieg in die deutsche Arbeitswelt hängt von drei wesentlichen Faktoren ab:

  • Deutsch-Sprachniveau: Unternehmen verlangen ein hohes Sprachniveau.
  • Bewerbungsunterlagen: Deutsche Unternehmen verlangen vollständige Bewerbungsunterlagen mit übersetzten Zeugnissen und möglichst fehlerfreien Anschreiben auf Deutsch.
  • Berufserfahrung: Praktische Erfahrungen auf dem Gebiet der Ausbildung sollten vorgewiesen werden können, da der Standard bei deutschen Mitbewerbern durch die duale Ausbildung sehr hoch ist.

Die Fachkräftebedarfe, die die Einstiegsmöglichkeiten bedingen, sind außerdem regional unterschiedlich und branchenabhängig.

Was hindert die jungen Südeuropäer beim Einstieg in die deutsche Arbeitswelt?

Die oben genannten Faktoren können nicht immer erfüllt werden. Viele haben keine vollständigen Bewerbungsunterlagen, bzw. fehlen Ihnen Übersetzungen der relevanten Zeugnisse und Dokumente.
Hinzu kommen geringe Deutschsprachkenntnisse, die sie auf dem Bewerbermarkt nicht mit berufsrelevanten Praxiserfahrungen kompensieren können. Gründe dafür liegen in der rein schulischen Ausbildung und geringen Beschäftigungsmöglichkeiten im Heimatland.

Anerkennungsverfahren für Berufsabschlüsse

In jedem Fall ist es ratsam, sich in Verfahren zu begeben, um den letzten beruflichen Abschluss anerkennen zu lassen. Berufsabschluss-Anerkennenungsverfahren sind jedoch langwierig und ohne eine bestimmte Anzahl an Praxisstunden werden die Berufsabschlüsse nicht gleichwertig anerkannt. Einen Betrieb zu finden, der ihnen ein Praktikum für abzuleistende Praxisstunden für die Vollanerkennung ermöglicht, gestaltet sich schwierig. Das liegt zum einen an den Sprachkenntnissen der Bewerber und zum anderen an den Einsatzmöglichkeiten im Betrieb, wenn bisher noch keine Praxiserfahrungen vorliegen.

Vorteile einer dualen Ausbildung für diese Zielgruppe

Aus folgenden Gründen entscheiden sich deshalb einige junge Südeuropäer trotz Vorbildung für die Aufnahme einer dualen Ausbildung in Deutschland:

  • Anerkennung des Berufsabschlusses: Der Anerkennungsprozess für den ausländischen Abschluss kann neben der Ausbildung weiterlaufen und die erforderlichen Praxisstunden für die Vollanerkennung werden erworben.
  • Direkter Kontakt zum Unternehmen: Hohe Übernahmechancen, Berufsausbildung als „Türöffner“ zum Arbeitsmarkt.
  • Vergütung vom ersten Tag der Ausbildung an.
  • Deutsche Ausbildungsstandards: Vorbereitung auf die deutsche Arbeitswelt durch die Kombination aus Theorie und Praxis.
  • Integrationsfaktor Ausbildung: Der Besuch der Berufsschule sowie die Belegschaft im Betrieb stellen einen wichtigen Integrationsfaktor in die Gesellschaft dar.
  • Förderprogramme der Agentur für Arbeit unterstützen bei der Ausbildung: Durch Programme wie „AbH“ (ausbildungsbegleitende Hilfen) oder „ASA“ (Assistierte Ausbildung) wird der Sprach- und Nachhilfeunterricht gefördert.
  • Perspektiven in Deutschland: Wenn deutsches Ausbildungssystem durchlaufen wurde, ist der Zugang zu Weiterbildungen offener.
  • Perspektiven im Heimatland: In vielen Ländern Europas werden praxisnahe Ausbildungssysteme implementiert. Mit dem Abschluss einer dualen Ausbildung kann man sich später im Heimatland als Experte in diesem Bereich profilieren und Erfahrungen weitergeben.

Das CET und die Initiative “GiveME5”

Das CET – Center for European Trainees wurde im Juni 2014 beim Bildungswerk der Baden-Württembergischen Wirtschaft e. V. eingerichtet, um junge Menschen aus Südeuropa zum Thema Ausbildung in Baden-Württemberg zu beraten. Die Initiative „GiveME5“ antwortet auf die Situation, dass junge Südeuropäer Schwierigkeiten im Bewerbungsprozess auf Ausbildungsplätze haben. Das CET fungiert als Bindeglied zwischen Ausbildungsinteressierten und Unternehmen.

Vorteile für Teilnehmer an der Initiative „GiveME5“

Die jungen Südeuropäer bekommen in einem Bewerbungstraining vom CET Unterstützung, sich zu profilieren und werden über interkulturelle Unterschiede beim Bewerbungsverfahren informiert.
Im Vordergrund stehen für die jungen Menschen aus Südeuropa der Einblick in den Ausbildungsberuf sowie das Kennenlernen des Bewerbungsprozesses nach deutschem Prinzip. Im praktischen Einsatz können die jungen Menschen ihre Qualitäten zum Ausdruck bringen und die Unternehmen von ihren Kompetenzen und Potential überzeugen.

Vorteile für beteiligte Unternehmen

Unternehmen können davon profitieren, gezielt Menschen mit unterschiedlichen kulturellen Hintergründen zu beschäftigen. Vielfalt in der Belegschaft ist gerade in einer globalisierten Wirtschaft ein wichtiger Erfolgsfaktor. International agierende Unternehmen haben die Möglichkeit, ausgebildetes Personal in ihren Niederlassungen im Ausland einzusetzen und können sprachliche Kompetenzen der Mitarbeiter für sich nutzen.
Außerdem sichern sich Unternehmen mit der Ausbildung von jungen Menschen aus Südeuropa ihre Fachkräfte von morgen und setzen mit der Beteiligung an „GiveME5“ im Rahmen ihrer CSR (Corporate Social Responsibility) ein Zeichen.

Langfristige Ziele der Initiative „GiveME5“

Mit der Initiative „GiveME5“ sollen möglichst viele Unternehmen in Baden-Württemberg für eine erhöhte Bereitschaft zur Ausbildung ausländischer Jugendlicher sensibilisiert werden. Die Jugendmobilität innerhalb des EU-Raums ist eine persönlichkeitsprägende Chance für junge Menschen interkulturelle Erfahrungen zu sammeln und durch praktische Kenntnisse die eigene Beschäftigungsfähigkeit zu erhöhen.

 



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