Migrationshintergrund und Ausbildungssuche – Zwischen Normalität und alten Vorbehalten

Jahr für Jahr klagen Wirtschaftsverbände darüber, dass die Suche nach Auszubildenden immer schwieriger wird und zehntausende Ausbildungsplätze unbesetzt bleiben. Gleichzeitig fällt es vielen Jugendlichen mit Migrationshintergrund schwer, einen Ausbildungsplatz zu finden. Mit gleicher schulischer Vorbildung müssen sie mehr Bewerbungen schreiben und werden seltener zu Vorstellungsgesprächen eingeladen, als ihre Altersgenossen ohne Migrationshintergrund. Wie passt das zusammen?

Um das herauszufinden wollten wir in einer repräsentativen Befragung von Unternehmen wissen, ob und warum sie Jugendliche mit Migrationshintergrund ausbilden bzw. warum sie es nicht tun. Die am Donnerstag, 22. Januar 2015, veröffentlichte Studie zeigt unter anderem:

  1. Knapp 60 Prozent der Ausbildungsbetriebe haben noch nie Auszubildende mit Migrationshintergrund beschäftigt und
  2. die Betriebe, die das tun, interessiert es wenig, ob der oder die Auszubildende einen Migrationshintergrund hat oder nicht.

Unternehmen, die noch nie Jugendliche mit Migrationshintergrund ausgebildet haben, begründen das mehrheitlich mit fehlenden Bewerbungen. Aber wie plausibel ist das, wenn andere Befragungen etwa des Bundesinstituts für Berufliche Bildung (BIBB) zu der Erkenntnis kommen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund sich in ihrem Bewerbungsverhalten nicht wesentlich von denen ohne unterscheiden?

Nicht wenige Betriebe äußerten zudem Befürchtungen wie Sprachbarrieren oder kulturelle Unterschiede, die sie vor einer Ausbildung von Menschen mit Migrationshintergrund zurückschrecken lassen.

Auf der anderen Seite stehen Unternehmen, für die die Ausbildung von Jugendlichen mit Migrationshintergrund selbstverständlich ist und die mehrheitlich angeben, keine besonderen Gründe dafür zu haben. Für sie stehen Zuverlässigkeit und Leistungsbereitschaft an oberster Stelle, wenn es um die Lehrlingssuche geht und die finden sie eben gleichermaßen bei Jugendlichen mit oder ohne Migrationshintergrund.

Was also ist zu tun?

Einerseits müssen wir mehr Betriebe dafür gewinnen, Jugendliche mit Migrationshintergrund auszubilden, aktiv auf sie zuzugehen und sie als Potenzial zu sehen. Ängsten wie vermuteten Sprachbarrieren kann man dabei entgegen wirken, wenn Betriebe sicher sein können, dass Ihnen und den Auszubildenden im Falle von Schwierigkeiten schnell und unbürokratisch Unterstützungsleistungen zur Verfügung stehen.

Auf der anderen Seite können wir die Jugendlichen nicht warten lassen, bis ein Bewusstseinswandel bei den Unternehmen stattgefunden hat. Eine staatliche Ausbildungsgarantie verhindert unnötige Warteschleifen, Frustration und Ausgrenzung und bietet allen benachteiligten Jugendlichen eine Perspektive.

Hier geht´s zur Studie.

Hier geht´s zur Pressemitteilung.



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