Reformbedarfe im Bildungssystem: Deutsche Erfahrungen auch international relevant

Kürzlich war ich eingeladen zu einer Konferenz der GIZ, bei der es um Perspektiven lebenslangen Lernens zur Erhaltung der Beschäftigungsfähigkeit ging. Unter dem Titel „Sollbruchstellen in der Berufslaufbahn – Ansätze und Lehren aus Deutschland“ habe ich dann drei kritische Bereiche in der Berufslaufbahn in Deutschland vorgestellt: Der Übergang von Schule in Ausbildung/Studium, der Wechsel zwischen beruflicher und akademischer Bildung und die Anerkennung von Kompetenzen bei beruflichen Wechseln und Neueinstiegen.

Interessant war für mich folgende Erkenntnis: Auch wenn so häufig die Besonderheiten des deutschen Bildungssystems in Bezug auf seine föderale Struktur, das historisch gewachsene Duale Ausbildungssystem etc. betont werden und damit eine Unvergleichbarkeit zu anderen Systemen suggeriert wird, so zeigen sich doch bei entsprechender Betrachtungsperspektive auch etliche Gemeinsamkeiten im internationalen Vergleich: Die genannten „Sollbruchstellen“ stellen die Bildungspolitik in vielen Ländern der Welt vor Herausforderungen.

Um hier zu neuen Lösungen anzuregen, habe ich Trends und Beispiele zu guter Berufsorientierung aus Deutschland sowie vorbildliche Verfahren zur Anerkennung informell erworbener Kompetenzen aus dem europäischen Ausland vorgestellt – denn hier hat Deutschland erheblichen Nachholbedarf. Auch neue Konzepte der Verzahnung von beruflicher und akademischer Bildung, die in Deutschland diskutiert und in Teilen bereits umgesetzt werden, habe ich erläutert. Die zunehmende Akademisierung mit dem gleichzeitigen Wunsch der Wirtschaft nach einer stärkeren Praxisorientierung in der akademischen Bildung ist eine Entwicklung, die in vielen Ländern wahrgenommen wird. Hier gilt es, Brücken zu schlagen und die Systeme durchlässig zu gestalten. Es zeigt sich: Wenn man voneinander lernen will, ist es hilfreich, nicht nur auf die Unterschiede zu schauen, sondern vor allem auf die Gemeinsamkeiten.



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