Educaching – Abenteuer und Lernen verknüpfen funktioniert!

Geocaching 101

ein Abenteuer, das man jederzeit und überall erleben kann. Es führt dich an Orte, auch in deiner Stadt, die du noch nie zuvor besucht oder bewusst wahrgenommen hast. Das fasziniert mich immer wieder aufs Neue. Geocaching ist eine Outdoor-Aktivität, bei der man mit Hilfe eines GPS-fähigen Gerätes (Navi, Smartphone, etc.) sogenannte Caches (Behälter, Verstecke) sucht – und mit etwas Geschick und auch Glück findet. Jeder kann an besonderen Orten Caches verstecken und vor allem suchen. Auf der Internetplattform www.geocaching.com findet man alle nötigen Informationen – und vor allem – die nötigen GPS-Koordinaten für das mögliche Ziel.

Hat man erst einmal die angegebenen Koordinaten erreicht und auch den Cache gefunden, trägt man sich in das Logbuch ein, tauscht eventuell eine Kleinigkeit und versteckt den Behälter wieder an Ort und Stelle. Es gibt mehr als 2.000.000 Caches weltweit, in verschieden Größen, Formen und Schwierigkeitsgraden. Vom einfachen Tradi, dem einfachen Versteck direkt an den angegebenen Koordinaten, bis hin zum nur mit Spezialausrüstung zu erreichenden Versteck, unter Wasser oder hoch oben im Baum.

Vom Geo- zum Educaching                                                  

Was ist das Besondere an Educaching? Guido Brombach versteht unter Educaching den Transfer von Geocaching in Bildungsprozesse. Aber was genau ist damit gemeint? Kern des Educachings ist die Verzahnung von alltäglichem Lernen mit konkreten Bildungsaufgaben. Geocaching wird zum Lernereignis. Historische Sachverhalte, politische Bildungsthemen oder auch Maßnahmen wie die Stärkung sozialer Kompetenzen werden in neuartiger und multimedialer Form zum Lerngegenstand. Es wird sich intensiv mit einer Thematik an einem bestimmten Ort beschäftigt. Diese Orte werden erfahrbar, sie erzählen ihre eigene Geschichte, werfen Fragen auf oder regen zum Nachdenken an. Der Einsatz analoger oder digitaler Medien wie historische Fotos, Dokumente, Videos oder Audio-Dateien spielt dabei eine entscheidende Rolle.

Educaching soll auch vor allem jenseits der institutionellen Bildung funktionieren. Der Lern- und Bildungsprozess findet nicht als isolierte Handlung im Klassenraum, sondern nebenbei, eingebettet in die Umgebung (embedded learning) statt. Das Erlebnis steht im Vordergrund, nicht die bloße Informationsaufnahme. Es werden Kompetenzen notwendig, die im normalen Bildungsalltag kaum eine Rolle spielen: Orientierung, Navigation oder Kombinationsgabe. Die Problemlösung anhand der Anwendung spielerischer, bewusst oder unbewusst wahrgenommener Lerninhalte in Form von Rätseln oder Denkaufgaben führt zu einem Lernerfolg – dem Fund des Caches.

Web 2.0 – neue Möglichkeiten, neue Dimensionen?

Die Kopplung der Nutzung des Internets in all seinen Facetten mit konkreten Bildungsaufgaben birgt enormes Potential. Gerade im Zeitalter des Web 2.0 eröffnet die Nutzung von Smartphones, Tablets, Laptops oder mp3-Playern völlig neue Möglichkeiten für die Aus- und Weiterbildung. So kann eine Besonderheit des Educaching die multimediale Begleitung der einzelnen (Lehr-) Stationen sein. In Videos, mit Fotos oder in kurzen Artikeln können spannende Hintergrundinformationen abgerufen werden.

Hier zwei Beispiele für die Fusion von digitalen Inhalten und Realität – die nicht nur beim Educaching Anklang finden können: das transmediale Storytelling und sogenannte Video-Walks.

Beim transmedialen Storytelling/Erzählen konvergieren mehrere Medien miteinander. Hier ist das Smartphone oder Tablet soweit in den Erfahrungsprozess eingebettet, dass es fast schon mit der Umwelt verschmilzt. Es entsteht eine erweiterte Realität (Augmented Reality Modus), bei dem in das Kamerabild des mobilen Endgeräts zusätzliche Bilder eingebettet werden, die dann in der analogen Welt vorhanden zu sein scheinen.

Ähnlich aufgebaut sind sogenannte Video-Walks, Spaziergänge bei denen die reale Welt mit dem, was man auf seinem Smartphone oder Tablet sieht, und über Kopfhörer wahrnimmt, mit der eigenen Wahrnehmung verschmilzt, sich überschneidet und sie auch konterkariert. Ein Beispiel ist der Video-Walk des Künstlerpaares Cardiff/Miller, der auf der documenta13 großen Zuspruch bekam.

http://www.cardiffmiller.com/artworks/walks/alterbahnhof_video.html

Was lernen wir daraus?

Im Zuge der Digitalisierung der Bildung sind der Ideenfreiheit und deren Umsetzung kaum Grenzen gesetzt, gleichzeitig verschmelzen die Trennlinien zwischen „real“ und „digital“. Educaching ist dabei nur ein Aspekt, der Aufzeigen kann, welche Wege die Bildungsarbeit fernab traditioneller Verbreitungspfade und Lehr- und Lernkonzepte gehen kann. Die Einbindung des speziellen Kontextes in das Lernen macht Botschaften deutlich greifbarer und durch die spielerische Seite werden mögliche Lernvorbehalte abgebaut. Die Nutzung erstellter Educaches als OERs (open educational ressources) schafft neue kostenfrei verfügbare Unterrichtsmaterialien, die ohne großen Aufwand in die Lehragenda eingebettet werden können.

Es zeigt sich: der Bildungsarbeit mit digitalen Medien fernab von Buch und Klassenraum sind keine Grenzen gesetzt!



Kommentar verfassen