Vom Heben der Schätze – hamet – Kompetenzen effektiv erkennen & gezielt fördern
Der Start in die Ausbildung, der Umstieg in ein anderes Berufsfeld oder die Frage nach den beruflichen Möglichkeiten wenn eine Behinderung vorliegt – immer steht auch die Überlegung an, was kann ich schon, wo liegen meine Interessen und was muss ich noch lernen.
hamet setzt an diesen Fragestellungen an. Über das Förderdiagnostikverfahren, ursprünglich entwickelt zur Überprüfung der Ausbildungseignung junger Menschen mit Lernbehinderung, können für unterschiedliche Fragestellungen zielführende Antworten gegeben werden.
Zielgruppe, Inhalte und Methodik
Die hamet-Verfahren richten sich an junge Menschen, die vor der Berufswahl stehen, an Menschen mit unterschiedlichen Einschränkungen und an Schüler und Schülerinnen, die eine erste Orientierung benötigen bzw. an deren Lehrkräfte:
hamet 2 und hamet e sind Testverfahren zur Erfassung und Förderung beruflicher Kompetenzen. Die beiden förderdiagnostischen Instrumente zeichnen sich insbesondere durch Einhaltung wissenschaftlicher Standards und praxisorientierter Anwendung aus. Die Testverfahren ermöglichen differenzierte Aussagen und können zielgruppenspezifisch eingesetzt werden.
- hamet 2 Modul 1 überprüft handwerklich-motorische Basiskompetenzen mit handlungsorientierten Aufgaben in sechs Faktoren. Er eignet sich insbesondere für die berufliche Diagnostik bei jungen Menschen mit erhöhtem Förderbedarf beispielsweise in Berufsbildungswerken oder an beruflichen Schulen im Bereich handwerklich-gewerblicher und hauswirtschaftlich-pflegerischer Ausbildungsberufe.
- hamet 2 Modul K* ist speziell auf den Bedarf von Testteilnehmenden mit Interessensschwerpunkt im kaufmännischen, wirtschaftlichen Bereich angepasst.
- hamet 2 Modul 2 bietet Übungsaufgaben zu den Faktoren aus Modul 1 und erlaubt eine objektivierte Einschätzung des Lernzuwachses.
- hamet 2 Modul 3 ermöglicht Aussagen über die sozialen Kompetenzen in beruflichen Situationen. Die Auswertung der handlungsorientierten Team- und PC-Aufgaben werden mit einem standardisierten Beobachtungsbogen objektiviert ausgewertet.
- hamet 2 Modul 4 testet über PC-Aufgaben die Fähigkeit zum Vernetzten Denken, vor allem hinsichtlich des Erkennens von Fehlern. Zudem lassen sich Aussagen bezüglich der Fähigkeit zur Konzentration und Daueraufmerksamkeit treffen.
- hamet 2 Anforderungsprofile* für 16 Berufsgruppen dienen als Orientierungshilfe für die Berufswegeplanung. Im Abgleich mit dem Fähigkeitsprofil kann eine Aussage bzgl. der Möglichkeiten und Förderansätze hinsichtlich bestimmter Berufsvorstellungen getroffen werden. Die Anforderungsprofile können den Ergebnissen aus den Modulen 1 und K gegenübergestellt werden.
- hamet 2 Modul P eignet sich durch die kurze Durchführungszeit und die Auswahl bestimmter Aufgaben besonders für den eintägigen Einsatz bei Potenzialanalysen mit größeren Gruppen/Schulklassen. Genutzt werden Aufgaben aus Modul 1 und Modul 3.
- hamet e Modul 1 ist speziell für den Einsatz in Werkstätten für behinderte Menschen (WfbM) entwickelt worden und erfasst die elementaren handwerklich-motorischen Kompetenzen von Menschen mit erhöhtem Förderbedarf.
hamet BOP richtet sich insbesondere an Fachkräfte, die die zweitägige Potenzialanalyse im Rahmen des Programms zur „Förderung der Berufsorientierung in überbetrieblichen und vergleichbaren Berufsbildungsstätten“ durchführen.
Er entspricht in vollem Umfang den Qualitätsanforderungen des BiBB. Der Schwerpunkt liegt in der Beobachtung der sozialen, personalen und methodischen Kompetenzen und in der Ermittlung individueller Stärken. Die Schüler und Schülerinnen werden angeregt, sich mit ihren „Talenten“ und Potenzialen aktiv auseinanderzusetzen und ihre Interessen zu erkunden für eine erste berufliche Orientierung.
⃰ entwickelt im Rahmen eines Projekts des Ministeriums für Kultus, Jugend und Sport des Landes Baden-Württemberg
Hintergrund und Entwicklung
Die hamet-Verfahren ergänzen gängige Testverfahren und bieten beispielsweise durch die realitätsnahe Simulation eines Arbeitstags Einblick in handwerklich- motorische Fähigkeiten und Verhaltensweisen der Testpersonen. hamet stellt hierbei eine sinnvolle Verbindung von Messung und Beobachtung dar.
Das erste Modul wurde bereits 1980 zur Beurteilung der Ausbildungsreife entwickelt. Zwischen 1990 und 2015 wurde das Verfahren überarbeitet, ergänzt und erweitert.
Grundlegend ist die Idee, ein System anzubieten, das den Focus auf manuelle Fertigkeiten richtet, die Relevanz für Ausbildung, Beruf und Arbeit haben.
Dauer und Kosten der Anwendung
Die einzelnen Bestandteile der Verfahren sind je nach Fragestellung unabhängig voneinander einsetzbar und können somit auch einzeln erworben werden. Lediglich Modul 2 setzt die Durchführung von Modul 1voraus.
Die Kosten setzen sich i. d. R. zusammen aus dem Erwerb eines oder mehrere Bestandteile und den jeweils dazu gehörenden Schulungen.
- Modul 1 – insgesamt einen Arbeitstag, Verteilung auf mehrere Tage möglich
- Modul P – ausschließlich zur eintägigen Potenzialanalyse in 7. Klassen
- Modul K – 3 bis 5 Zeitstunden, je nach Personenkreis
- Modul 2 – 1 bis 2 Zeitstunden, je nach Personenkreis und Aufgabenauswahl
- Modul 3 – ca. 45 Minuten pro Gruppenaufgaben
- Modul 4 – ca. 35 Minuten
- hamet e – empfohlen: 3 mal 2-3 Stunden mit max. 2 Personen
- hamet BOP – 7 Zeitstunden, für die zweitägige Potenzialanalyse in 7. Klassen
Auswertung und Ergebnis
Die Durchführung des hamet findet idealtypisch in einer der Fragestellung und Zielgruppe angemessenen Arbeitsatmosphäre statt. Die Aufgaben werden gezeigt und zunächst in einem Vorprogramm geübt. Die Profildarstellung und die Auswertung der PC-Aufgaben erfolgen softwaregestützt. Die manuellen Testaufgaben werden nach festgelegten Regeln ausgewertet (z. B. mit Folie) und anschließend von der Testleitung in die Software eingegeben. Die Ergebnisse der am PC bearbeiteten Aufgaben werden direkt in die Software übertragen und ausgewertet.
Während der Durchführung können Merkmale des Arbeitsverhaltens mit Hilfe eines standardisierten Beobachtungsbogens dokumentiert werden. Nach der Beobachtungskonferenz der Testleitungen werden die Ergebnisse unter Einbeziehung der Selbsteinschätzungen der Testperson in die Software eingegeben.
Die Software errechnet das Ergebnis und bietet im Anschluss Profile und Berichte zu den unterschiedlichen Fragestellungen zum Ausdruck an.
Teilnehmende erhalten eine Teilnahmebescheinigung. Die Ergebnisse/Berichte werden mit ihnen besprochen, ggf. Förderempfehlungen ausgesprochen oder direkt Förderung vereinbart.
Validität und Evaluation
Für die Testaufgaben der hamet 2 Module 1, K und des hamet e wurden Faktorenanalysen durchgeführt. Hier erfolgte u.a. eine Überprüfung der Testgütekriterien Reliabilität, Validität und Objektivität.
Weiter Ausführungen dazu sind beim Berufsbildungswerk Waiblingen einzusehen.
Voraussetzung für die Anwendung
Die wissenschaftliche Konstruktion und Normierung des Verfahrens erfordert eine Schulung der Testleiter/-innen durch Referent/-innen der Berufsbildungswerk Waiblingen gGmbH, damit die Aufgaben standardgemäß angeleitet, ausgewertet und interpretiert werden können. Testmaterialien, Werkzeuge, Anleitungen, Auswertungsfolien und Beobachtungsbögen sind ebenfalls standardisiert.
Das Testverfahren einschließlich aller Materialien ist urheberrechtlich geschützt und darf ausschließlich gemäß den Nutzungsbedingungen eingesetzt werden.
Anschlussfähigkeit an Arbeitsmarktintegration
Die Verfahren können – je nach Fragestellung und Auftrag – diagnostische Antworten zum Übergang Schule – Beruf, zur (Wieder-) Eingliederung bzw. zu nutzbaren Potenzialen und Kompetenzen für Ausbildung und Arbeit bieten. Es sind in den Systemen außerdem Aussagen zu Arbeits- und Sozialverhalten im beruflichen Kontext und Personalen- und Methodenkompetenzen möglich.
Die Rückmeldungen beispielsweise von Ausbildern belegen, dass hamet eines der wesentlichen Instrumente für die Zuordnung von Ausbildungs- und Berufsziel ist.
Verbreitung und Resonanz auf Seiten der Arbeitsmarktakteure und der Unternehmen
Das seit 1998 etablierte Modul 1 des hamet 2 wird laut einer Umfrage in weit über 90% der Berufsbildungswerke in Deutschland eingesetzt.
Insgesamt werden die verschiedenen Verfahren des hamet von ca. 4.000 Kunden in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland genutzt.
In Ländern wie z. B. Estland und Ungarn wird der Einsatz von hamet 2 über ESF unterstützte Projekte in Einrichtungen, die am Übergang Schule-Beruf bzw. Rehabilitation tätig sind, gefördert.
Nächste Schritte und mögliche Rolle in einem nationalen System der Kompetenzerkennung
Die Verfahren mit ihren Modulen werden u.a. hinsichtlich ihrer Aktualität und Passgenauigkeit permanent überprüft und unter Beachtung bildungspolitscher Vorgaben und Überlegungen weiter entwickelt. Berücksichtigung finden dabei auch das verbriefte Recht auf Teilhabe und Inklusion und die Items der International Classification of Functioning, Disability and Health (ICF).
Kontakt:
Berufsbildungswerk Waiblingen gGmbH
hamet
Steinbeisstraße 16
71332 Waiblingen
Telefon 07151 5004-0
weitere Kontaktdaten und Informationen unter:
www.hamet.de und www.bbw-waiblingen.de
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