Lebensverläufe – Inklusion praktisch

„Diversity ist der Zustand, Inklusion ist die Methode“ stellte Prof. Dr. Holger Burckhart, Vizepräsident der Hochschulrektorenkonferenz,  zu Beginn der gemeinsamen Tagung „Lebensverläufe – Inklusion praktisch“ der Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeber, der Hochschulrektorenkonferenz und der Bundesagentur für Arbeit fest. Im Zentrum der Veranstaltung, die gestern in der Goethe Universität in Frankfurt stattfand, stand das Aufzeigen von Handlungsbedarfen und Lösungsansätzen in den Bereichen Schule, Studium und Berufstätigkeit. Und schon in den Eingangsstatements zeigte sich, dass es bei der Umsetzung von Inklusion noch viel zu tun gibt.

Im Bereich Schule etwa hinke Deutschland dem europäischen Durchschnitt nach wie vor hinterher und die teils enormen Unterschiede in den Inklusionsquoten der Bundesländer sprächen auch eine deutliche Sprache in Bezug auf die Realität der angestrebten Gleichheit der Lebensverhältnisse, erklärte Uta Erdsiek-Rave, die Vorsitzende der UNESCO-Kommission für inklusive Bildung. Von anderer Seite wurde angemerkt, dass es von großer Wichtigkeit sei, dass bei der Auflösung von Förderschulen die Expertise der Sonderpädagogen erhalten bliebe. Dies könne durch Einrichtungen von Förderzentren als „Schulen ohne Schüler“ gelingen.

Dass an den Hochschulen das Thema  Barrierefreiheit mittlerweile angekommen sei, bei der Hochschullehre aber noch lange nicht, konstatierten mehrere Podiumsteilnehmer. Die Hochschulen verhielten sich oft noch so, als hätten sie den Normstudenten vor sich, hier müsse beispielsweise auch über ein Studium in unterschiedlichen Geschwindigkeiten nachgedacht werden.

Beim Übergang in Ausbildung und Berufstätigkeit wiederum zeige sich, dass Jugendliche mit sonderpädagogischem Förderbedarf, die die größte Gruppe der jungen Menschen mit Behinderungen ausmachen, oft genug aus dem Blickfeld geraten. Unternehmen dächten beim Thema Inklusion meist an Menschen mit Körper- oder Sinnesbehinderungen, die klassischen Schwerbehinderten.

„Inklusion ist für viele Unternehmen ein ‚Containerwort'“ erklärte Olaf Gutzeit, Vorstandsvorsitzender des UnternehmensForums, „riesig aber niemand wisse so genau, was drin sei.“ Und er stellte klar, dass Unternehmen zunächst einmal arbeitsfähige und gut ausgebildete Fachkräfte suchten. Dass dies nicht im Widerspruch zu Inklusion stehe, müsse vielen Betrieben erst klar gemacht werden. Unterstützer zu vernetzen sei für ihn dabei ein ganz wichtiger Lösungsansatz, was er mit dem Zitat „If you want to go fast, go alone, if you want to go far, go together“ auf den Punkt brachte.

Eine Tagungsteilnehmerin drückte zum Ende der Veranstaltung schließlich aus, was vermutlich viele der Teilnehmerinnen und Teilnehmer dachten: “In Bezug auf Ausbildung und Arbeit wird viel zu viel in ausgetretenen Pfaden gedacht, die oft nicht geeignet sind, die Potenziale der Menschen mit Behinderungen wirklich zu heben.“



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