Teilzeit verliert, Zeitsouveränität gewinnt: Neue Studie zeigt, was Beschäftigte wirklich wollen

In der Debatte zur Fachkräftesicherung geht es immer wieder auch um eine bessere Integration von Frauen in den Arbeitsmarkt und die Ausweitung ihres Erwerbsarbeitsvolumens. Die Erwerbstätigkeit von Frauen ist in Deutschland zwar vergleichsweise hoch, allerdings arbeitet die Hälfte aller deutschen Frauen in Teilzeit. Vor allem Mütter reduzieren ihre Erwerbsarbeitszeit oft stark, sobald Kinder im Haushalt leben, da sie einen Großteil der unbezahlten Care-Arbeit übernehmen. Doch auch nach der Kinderphase arbeiten sie oft in Stellen mit niedrigem Erwerbsumfang und stecken in der sogenannten „Teilzeitfalle“ fest.

In unserer neuen Veröffentlichungsreihe „Spannungsfeld Vereinbarkeit: Onlinebefragung zur Aufteilung von Erwerbs- und Sorgearbeit im Paarkontext,“ gehen wir deshalb der Frage nach, welche betrieblichen, familienpolitischen und paarinternen Rahmenbedingungen ein besseres Gleichgewicht von Erwerbs- und Sorgearbeit zwischen Männern und Frauen ermöglichen. In der aktuellen ersten Studie dieser Reihe stehen die Arbeitszeit- und Jobpräferenzen von Personen mit Sorgeverantwortung im Fokus.

Zeitsouveränität statt starrer Arbeitszeitmodelle

In einer Online-Befragung wurden rund 2.000 erwerbstätigen Frauen und Männern Muster-Stellenanzeigen vorgelegt und gefragt: Wie attraktiv finden Sie diese Stellenanzeige? Welche Stelle ist ihr Favorit?

Die Ergebnisse in der Studie sind eindeutig: Starre Teilzeit- oder Vollzeitstellen sind nicht mehr zeitgemäß. Rund 50 Prozent aller Befragten bevorzugen Stellen, die Flexibilität beim Umfang der Arbeitszeit bieten. Vollzeitstellen sind insgesamt deutlich weniger attraktiv, auch wenn Männer diese mit 37,3 Prozent noch häufiger präferieren als Frauen (28,4 Prozent). Die Ergebnisse deuten darauf hin, dass Paare heutzutage Erwerbs- und Sorgearbeit anders aufteilen wollen. Dazu ist es hilfreich, wenn Erwerbsarbeitszeiten flexibel an die Lebensphasen angepasst werden können.

Aber auch starre Teilzeitstellen sind nicht besonders attraktiv – auch nicht für Frauen und Mütter. Nur 38,3 Prozent der Frauen mit jüngeren Kindern befürworten Teilzeit. Bei kinderlosen Frauen und bei Müttern mit älteren Kindern sind es sogar nur 29,9 Prozent. Vor die Wahl gestellt, sind reine Teilzeitstellen also gar nicht die erste Präferenz der Frauen. Mit der Möglichkeit, den Stundenumfang flexibel zu gestalten, eröffnen sich Frauen bessere Chancen, Berufs- und Privatleben zu vereinbaren.

Neben der Wahl des wöchentlichen Arbeitszeitumfangs kann Zeitsouveränität auch die Mitbestimmung bei der Lage der täglichen Arbeitszeit bedeuten. Hier stehen vollständig flexible Arbeitszeiten ohne feste Kernzeiten hoch im Kurs. Knapp 45 Prozent aller befragten Frauen und Männer zeigen große Sympathie für ein solches Arbeitszeitmodell. Starre Arbeitszeiten ohne jegliche Variabilität schneiden dagegen schlechter ab. Lediglich 24,8 Prozent der Frauen und auch nur 29,2 Prozent der Männer finden solche Stellen attraktiv. Anders sind die Präferenzen bei Beschäftigten im Schichtdienst: Sie bevorzugen geregelte Arbeitszeiten deutlich mehr als volle Arbeitszeitflexibilität. Im Schichtdienst zählt also Verlässlichkeit.

Familienfreundlichkeit als Schlüssel

Mit einem konkreten Hinweis auf Familienfreundlichkeit in der Stellenanzeige oder dem Angebot familienfreundlicher Maßnahmen (z. B. Kinderbetreuung in Arbeitsplatznähe) können Unternehmen zusätzlich punkten. Für 41,3 Prozent ist der Hinweis auf Familienfreundlichkeit ausschlaggebend. Flexible, mitarbeiterorientierte Arbeitszeitmodelle und unterstützende familienfreundlichen Angebote können also entscheidend sein – nicht nur für die Attraktivität von Unternehmen und die Wahl des Arbeitsplatzes, sondern auch für die Vereinbarkeit von Erwerbs- und Sorgearbeit und letztlich für die Teilhabe von Frauen am Arbeitsmarkt.

 



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