Expertenkommission übergibt Ausbildungsgutachten an Bremer Wirtschaftssenatorin Kristina Vogt

Seit Jahren gibt es in Bremen ein erhebliches Versorgungsproblem in der Berufsausbildung. Obgleich die Ausbildungsquote in Bremen leicht über dem Bundesdurchschnitt liegt, werden zu wenig Ausbildungsplätze für alle Jugendlichen, die eine Ausbildung anstreben, angeboten. Die Konkurrenz um die knappen Ausbildungsplätze wird zudem dadurch verschärft, dass mehr junge Menschen aus dem Umland einpendeln, als aus Bremen ins Umland auspendeln. Da bevorzugt Jugendliche mit höheren Schulabschlüssen eingestellt werden, leiden insbesondere die Jugendlichen mit und noch mehr ohne Berufsbildungsreife (dies entspricht dem Hauptschulabschluss in anderen Ländern) unter dieser zusätzlichen Konkurrenz. Gleichzeitig sind erhebliche Passungsprobleme auf dem Ausbildungsmarkt zu beobachten: Nicht alle Ausbildungsplätze können besetzt werden, obwohl es noch unversorgte Jugendliche gibt.

Vor diesem Hintergrund hat die Senatorin für Wirtschaft, Arbeit und Europa auf Basis des Koalitionsvertrages von 2019 Ende 2021 eine Expertenkommission einberufen, die die Aufgabe hat, Lösungen für die Einführung von Ausbildungsfonds im Land Bremen zu entwickeln, „welche ausbildende Betriebe bei der Einrichtung und Besetzung zusätzlicher Ausbildungsplätze unterstützen und durch eine Umlage aller Betriebe finanziert werden, ggf. ergänzt durch öffentliche Zuschüsse“ (Vereinbarung zur Zusammenarbeit in einer Regierungskoalition für die 20. Wahlperiode der Bremischen Bürgerschaft 2019-2023, 13.08.2019). Im Auftrag heißt es weiterhin, dass die Zahl der Ausbildungsverhältnisse erhöht, die Zahl der unversorgten Jugendlichen gesenkt werden und dass insbesondere kleinere Betriebe von dem Ausbildungsfonds profitieren sollen. Die Kommission sollte zudem überlegen, ob eine allgemeine Ausbildungsumlage oder branchenspezifische Ausbildungsfonds besser geeignet sind, um diese Ziele zu erreichen.

Nach umfangreicher Analyse deutscher und europäischer Umlagemodelle wird von den Experten im Gutachten ein branchenübergreifender regionaler Ausbildungsförderungsfonds empfohlen, der einen konkreten Zusatznutzen für die Bremer Wirtschaft und Beschäftigten bietet und der leicht ohne großen bürokratischen Aufwand umsetzbar und zu administrieren ist. Über eine regionale Umlage beteiligt sich die Wirtschaft an den Kosten für die Bereitstellung von außerbetrieblichen Ausbildungsplätzen für unversorgte Jugendliche und an einer stärkeren Unterstützung der Betriebe bei der Gestaltung der Berufsausbildung. Kleinstbetriebe können von der Beitragspflicht ausgenommen werden.

Durch das solidarische Prinzip bleibt die finanzielle Belastung für das einzelne Unternehmen minimal. Sie bewegt sich für einen Betrieb mit 10 Mitarbeiter:innen im unteren dreistelligen Bereich pro Jahr. Der Benefit für die Unternehmen ist dagegen groß, denn aus den Mitteln wird gemeinsam mit staatlichen Mitteln ein bedarfsgerechtes Unterstützungssystem geschaffen.

Die Mitglieder der Kommission:

  • Prof. Dr. Gerhard Bosch, Universität Duisburg-Essen (Vorsitz der Kommission)
  • Dr. Hans Dietrich, IAB – Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung
  • Prof. Dr. Bernhard Nagel, Universität Kassel
  • Dr. Jan Wedemeier, HWWI – Hamburgisches Weltwirtschaftsinstitut
  • Dirk Werner, Institut der deutschen Wirtschaft Köln (IW)
  • Clemens Wieland, Bertelsmann Stiftung

Das Gutachten kann abgerufen werden unter: Ausbildungsfonds Bremen: Gemeinsam für die Zukunft – Wirtschaftsstandort Bremen (bremen-innovativ.de)



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