Vierte Herausforderung: Ein „Haus für Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung“ in jeder Kommune – Neue Wege in der Beratungslandschaft gehen! (7/8)
Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung ist ein Querschnittsthema. Das muss sie auch sein. Die entsprechenden Zuständigkeiten sind zwischen verschiedenen Ministerien und Behörden auf Bund-, Länder- und kommunaler Ebene verteilt. Das erschwert sowohl die Abstimmung als auch den Aufbau systematischer Beratungsstrukturen. Insbesondere die öffentliche Sichtbarkeit von Bildungsberatung ist davon beeinträchtigt, da sie unter unzähligen Namen firmiert, die Beratungslandschaft äußerst kleinteilig parzelliert ist und diese zudem keine zuverlässige feste Struktur bietet. Der Angebotsmarkt verändert sich ständig.
Idealerweise müsste es – sowohl vor Ort als auch virtuell – etwas geben, wie ein „Zentrum für Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung – Die Bildungslotsen“. Ein solches Zentrum wäre eine erste Anlaufstelle für eine neutrale Beratung. Hier sollten verschiedene, bereits existierende Beratungsstellen unter einem Dach versammelt sein, ihre Beratungsangebote darstellen und wie Lotsen bei der Navigation zu den jeweils passenden Angeboten hinführen. Eine zentrale Servicehotline und Internetplattformen könnten das Beratungsangebot vor Ort virtuell und telefonisch ergänzen.
Für eine bessere Form der Beratung bräuchte es nicht unbedingt komplett neue Struktur. Es würde zunächst völlig genügen, die zahlreichen bestehenden Ansätze und Beratungsstrukturen – öffentlicher oder privater Natur – besser zu bündeln, vielleicht unter einer Art Franchisemarke wie „Haus für Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung – Die Bildungslotsen“.
Das mag vielleicht wie eine Vision anmuten, aber selbst auf regionaler Ebene ist das Beratungsangebot zum Teil extrem intransparent. Zudem sind die meisten Beratungsstellen eher kleine Einrichtungen mit wenigen Beschäftigten. In manchen Einrichtungen ist Beratung nur eine von vielen Bildungsdienstleistungen. Eine räumliche Zusammenführung in einem Haus (unter Wahrung institutioneller Selbstständigkeiten und Spezifik der Beratung) würde der Beratung eine andere Präsenz in den kommunalen Sozialräumen verleihen. Eine solche Entwicklung hin zu offenen, pluralen Beratungszentren wäre anschlussfähig an Entwicklungen, die kommunale Lernzentren wie in Nürnberg, Unna, Stuttgart oder zukünftig Wolfsburg schaffen wollen (Stang 2011). Grundsätzlich stellt sich die Frage, wie man die vorhandene, vielfältige Arbeit der Bildungsberatung für Erwachsene sichtbarer macht. Ständige Insellösungen und programmbezogene Marketingkampagnen helfen nur begrenzt und sind kaum nachhaltig.
Den vollständigen Text aus der Expertise „Bildungslotsen in der Risikogesellschaft“ von Prof. Dr. Bernd Käpplinger finden Sie hier
Beitragsreihe von Prof. Dr. Bernd Käpplinger
- Quo Vadis Bildungsberatung – Auftakt zur Blogreihe von Prof. Dr. Bernd Käpplinger (1/8)
- Bildung und Bildungsberatung wirken – Ihr ganzer Nutzen zeigt sich jedoch zeitversetzt (2/8)
- Beratung nicht mit Erwartungen und Vorgaben überfrachten (3/8)
- Erste Herausforderung: Verlässliche und qualitätsvolle Angebotsstruktur und Stabile Finanzierung sichern! (4/8)
- Zweite Herausforderung: Beratung 2.0 – Hybride Beratungsformen forcieren! (5/8)
- Dritte Herausforderung: Professionelle Institutionen und qualifizierte Berater – Qualitätssicherung in der Bildungsberatung ausbauen! (6/8)
- Vierte Herausforderung: Ein „Haus für Beratung zu Bildung, Beruf und Beschäftigung“ in jeder Kommune – Neue Wege in der Beratungslandschaft gehen! (7/8)
- Fünfte Herausforderung: Vom Stigma zur Normalität – Alle immer wieder neu erreichen wollen (8/8)
Kommentare
Ein guter Beitrag der uns zeigt wie eingentlich Weiterbildung wichtig ist.
wie wäre es mit regionalen Colleges wie im Ausland ? Das wäre doch ein faires, transparentes System, die Idee hatte in DE sogar shcon der Berufsschullehrerverband der meinte, die Berufsschulen können ja auch Umschulung selbst anbieten — VHS , Berufsschule und Beratung verschmelzen – fertig ist das Community College
so wie die meisten anderen Länder, muss ja keiner das Rad neu erfinden.
Das gibt es alles schon längst —- im Ausland ….
statt anderen das unflexible deutsche System aufzuschwatzen hätte man sich ja die Mühe machen können und im Ausland mal nachsehen können
vieles dort ist einfach fair — in den USA sind viele Hochschulen so fair, die verlinken sogar auf das Medianeinkommen, Employment Outlook usw…. wer dann eine schlechter bezahlten Beruf wählt, naja, der macht es dann halt trotzdem….
ist transparent und fair, finde ich…
DE muss das Rad nicht neu erfinden – sowas gibt es in sehr vielen Ländern bereits — warum man ausgerechnet duale Ausbildung in Länder exportieren will, die viel hoch entwickeltere Bildungssysteme haben, ist mir ein Rätsel…
das Kammersystem der Berufszünfte, da kann man ja gleich das Mittelalter exportieren
DE hätte ja mal woanders nachgucken können, was anderswo besser ist — wenn man beim BIBB die Stellungnahmen liest, da fehlen einem ja manchmal die Worte, wie man so ignorant sein kann… die schreiben in ihren Stellungnahmen alle Systemmängel rein, aber korrigieren am System gar nichts — also ist es mit Absicht so unflexibel, ein Schelm, wer böses dabei denkt….
die Berufswahlfreiheit wird in DE nicht eingehalten. Da hat wohl jemand kein Interesse dran….