Vom Heben der Schätze – das Inventar zur Messung sozialer Kompetenzen in Selbst und Fremdbild (ISK-360°) bietet Ansatzpunkte für die persönliche Weiterentwicklung

Soziale Kompetenzen entfalten sich unmittelbar in zwischenmenschlichen Interaktionen. Jeder Mensch hat daher nicht nur eine Vorstellung darüber, wie seine sozialen Kompetenzen ausgebildet sind, sondern wird auch von anderen im Hinblick auf seine sozialen Kompetenzen wahrgenommen und bewertet. Um sich ein abgerundetes Bild von den sozialen Kompetenzen eines Menschen verschaffen zu können ist es daher sinnvoll, neben dem Selbstbild auch verschiedene Fremdbilder dieser Person zu betrachten. Durch den Vergleich – Wie sehe ich mich und wie werde ich von anderen gesehen? – können sich wichtige Ansatzpunkte für die eigene Weiterentwicklung ergeben.

Zielgruppe, Inhalte und Methodik

Das ISK-360° erfasst vier grundlegende soziale Kompetenzen:

  • Soziale Orientierung (anderen Menschen offen und mit positiver Grundhaltung gegenübertreten)
  • Offensivität (auf andere Menschen zugehen und eigene Interessen aktiv verfolgen)
  • Selbststeuerung (flexibel und rational handeln, Ziele erreichen)
  • Reflexibilität (sich mit dem eigenen Verhalten und anderen Menschen ausgedanklich auseinandersetzen)

Diese Dimensionen erfasst das ISK-360° im Selbstbild sowie im Fremdbild mit jeweils 32 Items auf einer 5er-Skala von „trifft gar nicht zu“ bis „trifft sehr zu“. Dafür existieren zwei Fragebogenvarianten. Die erste Variante erfasst das Selbstbild eines Menschen, die zweite Variante das Fremdbild. Es können mehrere Fremdbilder eingeholt werden, so dass im beruflichen Kontext eine 360°-Perspektive entsteht wenn z.B. eine Führungskraft von ihren eigenen Mitarbeitern, von Kollegen, Kunden und Führungskräften eingeschätzt wird. Das ISK-360° ermöglicht einen direkten  Vergleich zwischen Selbstbild und Fremdbildern. Darüber hinaus liegen für das Selbstbild Normwerte von ca. 3.600 Personen vor. Sie bilden ein Bezugssystem für die Einschätzung, inwieweit bestimmte soziale Kompetenzen durchschnittlich ausgeprägt sind. Der Anwender entscheidet, ob ein Selbstbild-Fremdbild-Vergleich erfolgen soll und/oder ob das Selbstbild mit den Normwerten verglichen werden soll. Das ISK-360° wird in der Personalentwicklung, Berufsberatung, Persönlichkeitsdiagnostik, im Coaching sowie in der Forschung eingesetzt und richtet sich an Personen ab 16 Jahren. Da es sowohl das Selbstbild als auch die Einschätzung anderer Personen berücksichtigt, können Reflexionsprozesse ausgelöst werden, die helfen, die eigene Sicht über sich oder andere kritisch zu hinterfragen, Entwicklungsbedarfe zu erkennen, auf der Verhaltensebene konkrete Aktivitäten zur Förderung der sozialen Kompetenz zu trainieren oder auch für den Umgang miteinander im Sinne eines sozialverträglichen Handelns zu sensibilisieren. Darüber hinaus kann das ISK-360° eingesetzt werden für die Evaluation von Weiterbildungsmaßnahmen, zur inhaltlichen Strukturierung eines Coachings und zur Bedarfsanalyse im beruflichen Kontext.

Dauer der Anwendung und Kosten

Das Ausfüllen eines Fragebogens nimmt maximal 10 Minuten Zeit in Anspruch. Die Dauer der Auswertung hängt davon ab, ob und wenn ja, wie viele Fremdbilder eingeholt werden. Das ISK-360° ist im Hogrefe Verlag erschienen und kann über testzentrale.de bezogen werden. Die Kosten variieren je nach Durchführungsvariante. Die Komplettversion des Tests inklusive der Materialen zur Erfassung von 20 Selbstbildern und 20 Fremdbildern beträgt 228 Euro.

Voraussetzung für die Anwendung und Auswertung

Bislang existiert keine computergestützte Auswertung. Neben einem direkten Vergleich zwischen dem Selbstbild und (verschiedenen) Fremdbild(ern) besteht die Möglichkeit das Selbstbild bezogen auf die vier Kompetenzen mit Normwerten zu vergleichen. Über die Punktwerte der Einzelitems wird pro Skala ein Mittelwert berechnet. Zu dem jeweiligen Mittelwert wird aus Normtabellen der passende Normwert abgelesen und in einen Profilbogen übertragen (Selbstbild). Bei der Fremdbildperspektive wird analog der Mittelwert der Punktwerte für jede Skala berechnet und in ein anderes Profilblatt übertragen. In diesem Profilblatt finden sich später in verschiedenen Farben Profillinien für das Selbstbild und die jeweils verschiedenen Fremdbildperspektiven. Das ISK-360° setzt den Einsatz eines fachlich qualifizierten Diagnostikers voraus, der den Probanden die Ergebnisse erläutert.

Reliabilität und Validität

Die innere Konsistenz variieren in den einzelnen Kompetenzen zwischen .70 und .79 für den Selbstbildfragebogen bzw. zwischen .77 und .87 für den Fremdbildfragebogen. Die Retest-Reliabilität wurde über einen Zeitraum von etwa 6 Monaten ermittelt. Sie variieren zwischen .75 und .84 für den Selbstbild- bzw. .77 und .93 für den Fremdbildfragebogen. Die Überprüfung der faktoriellen Validität bestätigt die vier-faktorielle Struktur. Umfangreiche Validitätsstudien belegen die konvergente und diskriminante Validität in Bezug auf ausgewählte Persönlichkeitsmerkmale wie etwa die „Big 5“ und kognitive Leistungsfähigkeit. Zudem liegen Befunde zur Stützung der kriterienbezogenen Validität in Bezug auf Arbeitszufriedenheit, Commitment und Arbeitsleistung vor. Alle Befunde werden im Testmanual dargestellt.

Verbreitung und Resonanz

Das ISK-360° ist eine Variante des Inventars sozialer Kompetenzen (ISK), dass ausschließlich mit dem Selbstbild der Probandes arbeitet dabei allerdings 17 soziale Kompetenzen (Primärkompetenzen) erfasst, die sich zu den oben genannten vier grundlegenden Kompetenzen (Sekundärkompetenzen) zusammenfassen lassen. Das ISK existiert in einer Langversion (17 Primärkompetenzen & vier Sekundärkompetenzen) und einer Kurzversion (vier Sekundärkompetenzen). Das ISK ist seit 2009 in Anwendung und wurde im Jahr 2015 mehr als 10.000 mal eingesetzt. Das ISK-360° ist seit 2014 in Anwendung und wurde im Jahr 2015 ca. 1.500 mal zum Einsatz gebracht. Weitere Varianten des ISK sind derzeit nicht in Planung.

In einer Testgruppe (8 mittelständische Unternehmer und jeweils 2 Mitarbeiter) wurde einvernehmlich konstatiert, dass das Verfahren ISK-360° nachvollziehbar, leicht anwendbar und bezogen auf das Merkmal „Soziale Kompetenz“ ausgesprochen erhellend ist. Hervorgehoben wurde auch, dass trotz der schnellen Bearbeitung (die Zeiten lagen zwischen 6 und 8 Minuten) das Verfahren aussage- und interpretationsfähige Ergebnisse liefert.

 

 

 



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