Vom Heben der Schätze – durch Kompetenzfeststellungsverfahren?!

Wissen Sie, was Sie können? Wissen andere, was Sie können? Haben Sie einen Beleg für Ihr Können? Stellen Sie sich vor, Sie sind Berufsanfänger und erwarten gerade Ihr erstes Bewerbungsgespräch. Was würden Sie auf die Frage: „Was können Sie besonders gut?“ antworten? Und woher wissen Sie, dass Ihre Antwort der Fremdeinschätzung anderer entspricht?

Kompetenzen erkennen bedeutet Perspektiven finden

„Wissen, was ich kann“ – es gibt heute zahlreiche Momente, in denen es gut ist, seine Fähigkeiten und Fertigkeiten oder sein Wissen, richtig einschätzen zu können. Das Wissen um die eigene Kompetenz ist natürlich vor allem -aber nicht nur- in beruflichen Situationen hilfreich. Berufliche Veränderungen, sei es durch den beruflichen Einstieg, den Aufstieg mit mehr Führungsverantwortung, der Wiedereinstieg nach Elternzeit oder durch ungewollte krisenhafte Momente, erfordern eine gesunde Einschätzung der eigenen Kompetenzen.

Diese ist auch bei einem beruflichen Neustart in einem neuen Heimatland notwendig. Selten sind den Zuwanderern die unterschiedlichen beruflichen Anforderungen sowie die an sie gestellten Erwartungen bekannt. Dies kann zu Missverständnissen sowie einer qualifikatorisch inadäquate Beschäftigung führen. Die dadurch verlorenen Potentiale für die Gesellschaft können gravierend sein.

Hinzu kommt, dass die meisten Kompetenzen, die wir in Beruf und Alltag wirklich brauchen nicht durch einen formalen Abschluss dokumentiert sind, sondern wir diese informell erworben haben, wie Gunvald Herdin und Monika Fischer zeigen.

So kann es durchaus hilfreich sein, wenn einem dabei geholfen wird die eigenen Kompetenzen zu finden, zu „inventarisieren“, sichtbar zu machen und/oder zu bewerten.

Womit wir auch beim Kernthema meines Blogbeitrags angelangt sind. Ist Ihnen vor diesem Blogbeitrag der Begriff ‚Kompetenzfeststellungsverfahren‘ bereits begegnet? Ich bin mir fast sicher, dass es so ist. Nicht zuletzt aufgrund des aktuellen Zuzugs von Geflüchteten ist dieses Thema en vogue.

Kompetenzfeststellungsverfahren sind nicht neu

Bereits seit den 1990er Jahren gibt es zu diesem Thema umfangreiche Forschungsaktivitäten, die zum Ziel die Entwicklung von Methoden und Instrumenten zur Kompetenzfeststellung haben. Dabei lag das Interesse weniger auf institutionellen Lehrprozessen als vielmehr auf Lernprozessen, die jenseits von typischen Bildungsinstitutionen und damit im alltäglichen Leben, im Betrieb, in der Familie oder in der Zivilgesellschaft zu beobachten waren. Geprägt wurde hier der Begriff der ‚Kompetenzentwicklung‘, beispielsweise durch das vom BMBF geförderte Meta-Projekt Qualifikations-Entwicklungs-Management (QUEM[1]). Praktischer widmete sich das Verbundprojekt des Bundes und der Länder „Weiterbildungspass mit Zertifizierung informellen Lernens“ mit der Frage nach der Einführung eines deutschen Bildungspasses. Heraus kam der sog. ProfilPASS[2], ein auf Selbsteinschätzung (und punktuell Fremdeinschätzung) beruhendes biografisches Verfahren.[3]

Kompetenzfeststellungs-„Dschungel“

Doch neben dem ProfilPASS existieren heute parallel noch eine Vielzahl weiterer Verfahren und Instrumente in Deutschland. Neben der Unterschiedlichkeit hinsichtlich Inhalt, Ausrichtung und Methodik variiert auch die Zielgruppe. Die meisten Verfahren setzen den Fokus auf die berufliche Verwertbarkeit der Kompetenzen. Die Diskussion rund um verschiedene Instrumente der Kompetenzfeststellung ist auch eine, die eng mit der Beschäftigungsfähigkeit des Einzelnen verknüpft ist.
Dieser Blogbeitrag soll der Startpunkt einer Exkursionsreihe quer durch die unterschiedlichen Instrumente der Kompetenzfeststellung in der Bundesrepublik sein.

Ich möchte Sie mitnehmen auf eine Reise durch den Dschungel der Kompetenzfeststellungsinstrumente. Ziel ist es, verschiedene Verfahren für die Öffentlichkeit in einer Kurzdarstellung sichtbar zu machen. Dabei sollen auch die Entwickler/-innen selbst zu Wort kommen. Schauen Sie einfach regelmäßig hier im Blog vorbei.

[1] http://www.pt-ad.pt-dlr.de/de/144.php

[2] http://www.profilpass.de/

[3] Vgl. Flachmeyer, Suppes „Initiativen und Ansätze der Kompetenzerfassung in Deutschland“ S.13

Blogreihe Kompetenzfeststellungsverfahren

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