„A balancing act“ – Best Practice Beispiel aus Norwegen mit dem VPL-Prize ausgezeichnet (1)

Anfang Mai fand in Berlin die 3. VPL Biennale statt: 300 Expert/innen aus 40 Ländern erarbeiteten in zwei Tagen gemeinsam die Berliner Erklärung zur Anerkennung von Kompetenzen. Ein Highlight der Veranstaltung: Die Vergabe des „Global VPL Prize“ in den Kategorien „Instrumente“, „Verfahren“ und „Regelungen“. Die drei Preisträger stellen wir in dieser Serie vor.

Der Gewinner der Kategorie „Instrumente“ führt uns nach Oslo: Tormod Skjerve (VIRKE – Enterprise Federation of Norway) hat das Modell „A balancing act“ entwickelt, um Kompetenzen, die am Arbeitsplatz erworben wurden, so zu beschreiben, dass sie sowohl auf Arbeitsmarkt, als auch im formalen Bildungssystem verstanden werden können.

„A balancing act“ wurde in enger Zusammenarbeit mit drei großen Einzelhandelsketten entwickelt: Kiwi, Meny und IKEA. In den Gesprächen mit den Arbeitgebern zum Projektanfang erkannte Skjerve, dass der Arbeitsalltag für die meisten Menschen verschiedene, oft gegensätzliche Anforderungen beinhaltet und sie unterschiedliche, manchmal widersprüchliche Fähigkeiten entwickeln. Diese Fähigkeiten ausgewogen in der Praxis einzusetzen, um die Kreativität, Produktivität und Effektivität zu steigern, beschreibt er als „Balanceakt“.

Alle Fähigkeiten, die für diesen „Balanceakt“ nötig sind, werden dabei in drei Balance-Paare eingeteilt:

  • Menschen – Technologie
  • Flexibilität – Routinen
  • Tempo – Präsenz

Entscheidend dabei ist laut Skjerve aber nicht, ein perfektes Ergebnis zu erzielen, sondern das richtige Gleichgewicht für den täglichen Arbeitsablauf zu finden: Die Balance zwischen Flexibilität und Routinen ist bspw. der Schlüssel zur Produktivität. Es geht vor allem darum, seine Fähigkeiten so einzusetzen, dass man bestmöglich auf die konstante Bewegung im Berufsalltag reagiert.

Das Balance-Modell an sich ist der erste von vier Schritten: Nachdem man die Fähigkeiten identifiziert und den sogenannten „Balance-Points“ zugeordnet hat, werden sie in drei weiteren Schritten diskutiert und so aufbereitet, dass sie ähnlich wie formale Bildungsabschlüsse außerhalb der eigenen Organisation kommuniziert werden können.

Auch die vierköpfige internationale Jury ist sich einig: „Das Instrument ist ein ausgezeichnetes Beispiel dafür, wie durch Anerkennung von Kompetenzen Bücken zwischen Arbeitsmarkt und allgemeiner und beruflicher Bildung geschlagen werden können. Durch diese Verbindung […] eignet sich das Projekt sehr, um den Privatsektor und die Unternehmen mit einzubeziehen – eine der größten Herausforderungen bei der Entwicklung von Kompetenzanerkennung.“

Was der norwegische Minister für Bildung und Integration sowie Vertreter von IKEA und Kiwi zu dem Modell sagen, erfahren Sie hier im Video:

 

Weitere Beiträge aus der Serie:

Frankfurt (Oder) gewinnt VPL-Prize in der Kategorie „Verfahren“ (2)

VPL-Prize in der Kategorie „Regelungen“ geht an Pilotprojekt aus Turin (3)



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