Über Teilqualifikationen erfolgreich in den Beruf


Über 80 Prozent der Unternehmen in Deutschland sind bereit, bei Bedarf auch Menschen ohne Berufsabschluss einzustellen – dies geht aus unserer repräsentativen Unternehmensbefragung hervor. Gründe hierfür sind der hohe Grad an Spezialisierung und Arbeitsteilung in vielen Betrieben – sowie der grundsätzlich herrschende Fachkräftemangel. Um die Fähigkeiten dieser ‚Fachkräfte ohne Gesellenbrief‘ sichtbar zu machen und auszubauen, helfen Teilqualifikationen.

Für viele Beschäftigte und Unternehmen ist die Corona-Pandemie eine Herausforderung. Besonders von den Auswirkungen auf den Arbeitsmarkt betroffen sind Menschen ohne Berufsabschluss, die meist im Niedriglohnsegment arbeiten. Sie werden in Krisenzeiten schneller arbeitslos und haben es nach der Krise schwerer, eine neue Beschäftigung zu bekommen.

Teilqualifizierungen können helfen, Menschen ohne Berufsabschluss in den Arbeitsmarkt zu integrieren. Ihr tatsächlicher Wert hängt jedoch davon ab, ob Unternehmen Teilqualifizierte überhaupt einsetzen können. Teilqualifikationen bieten darüber hinaus nur dann bessere Beschäftigungschancen, wenn Unternehmen Qualifikationen unterhalb eines beruflichen Vollabschlusses akzeptieren.

Die Arbeitgeberbefragung untersucht den Bedarf und die Bereitschaft deutscher Unternehmen, teilqualifizierte Arbeitskräfte ohne vollwertigen Berufsabschluss zu beschäftigen. Die Studie klärt konkret, ob Unternehmen arbeitsteilig und spezialisiert geprägt sind und teilqualifizierte Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss als einsatzfähig betrachten. Inwieweit Unternehmen Bedarf an teilqualifizierten Arbeitskräften ohne Berufsabschluss haben und wie groß dieser Bedarf im Vergleich zu vollqualifizierten Arbeitskräften ist. Darüber hinaus wird untersucht, ob Unternehmen grundsätzlich bereit sind, teilqualifizierte Arbeitskräfte ohne Berufsabschluss einzustellen.

Die Ergebnisse zeigen, dass die Mehrheit der deutschen Betriebe (81,2 Prozent) bereit ist, Teilqualifizierte auch ohne Berufsabschluss einzustellen. Sogar über die Hälfte der befragten Unternehmen (51,7 Prozent) suchten zum Erhebungszeitraum Arbeitskräfte ohne Abschluss, aber mit Kompetenzen in mindestens einem beruflichen Einsatzfeld.

Für die Arbeitsmarkt- und Weiterbildungspolitik gibt unsere Studie wichtige Hinweise:

  1. Arbeitsmarkt: Unternehmen arbeiten spezialisiert und arbeitsteilig. Dies bietet Jobeinstiege für Teilqualifizierte ohne Berufsabschluss. Die vollständige Berufsausbildung bleibt zwar gewünscht, ist aber häufig nicht mehr zwingend erforderlich.
  1. Qualifizierung: Teilqualifikationen bieten Einstiegschancen auf dem Arbeitsmarkt und können den Weg bis zum vollständigen Berufsabschluss ebnen – so können aus Geringqualifizierten schrittweise die Fachkräfte von morgen werden. Wichtig dabei ist, dass die Teilqualifikationen betrieblichen Einsatzfeldern entsprechen.
  1. Matching: Teilqualifikationen sind eine akzeptierte Währung bei Betrieben und sollten neben dem Berufsabschluss Grundlage der Arbeitsvermittlung sein.  http://studiebtq.f-bb.de

Ein Weiterbildungssystem, das Teilqualifikationen auf dem Weg zum beruflichen Vollabschluss nutzt und zertifiziert, ist ein wichtiger Schlüssel zu einem zukunftsfähigen Arbeitsmarkt. 

Die Studie wurde von der Bertelsmann Stiftung zusammen mit dem Forschungsinstitut für Betriebliche Bildung (f-bb) durchgeführt. Studiengrundlage ist eine repräsentative Unternehmensbefragung von Ende 2019. Sie umfasst 2.907 Interviews mit Personalentscheider*innen zu 30 MYSKILLS Referenzberufen.

Den Kurzbericht der Studie können Sie auf der Website der Bertelsmann Stiftung hier herunterladen. Die Langfassung der Studie finden Sie auf der Website des Forschungsinstituts für Betriebliche Bildung hier.



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