Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen (5) – Herausforderungen der Evaluation und Fazit

Im letzten Beitrag der Blogreihe zum Thema Coaching wurden die Erfolgsgaranten von Coaching-Ansätzen vorgestellt, die sich aus der Begutachtung acht verschiedener Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen ergaben. Dieser letzte Beitrag der Blogreihe beschäftigt sich mit den Herausforderungen der Evaluation von Coaching und enthält ein Fazit zum Nutzen von Coaching in Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen.

Die Wirksamkeit von Coaching wird mit qualitativen und quantitativen Methoden evaluiert

Neben qualitativen Interviews mit den Coaches, Teilnehmenden, Lehrkräften, Fachanleitenden und Praktikumsbetrieben kommen bei der Evaluierung von Coaching häufig schriftliche Befragungen dieser Personengruppen zum Einsatz. Im Rahmen der Evaluation des Kölner Bildungsmodells wurden die Teilnehmenden zum Beispiel gefragt, ob sie durch Coaching bei der Bewältigung persönlicher Probleme unterstützt wurden. Quantitativ werden häufig die Monitoringdaten der durchführenden Bildungsstätten ausgewertet, mit denen meistens deskriptive Merkmale der Teilnehmenden, wie Alter, Geschlecht und Erwerbsstatus erfasst werden.

Die Wirksamkeit von Coaching ist schwer zu belegen

Deutlich seltener wird die Wirksamkeit von Coaching mithilfe von Vergleichsgruppen evaluiert. Dazu wird beispielsweise im Berliner Jobcoaching verglichen, wie viel Prozent der gecoachten Teilnehmenden einer Arbeitsmarktmaßnahme gegenüber Teilnehmenden ohne Coaching in den allgemeinen Arbeitsmarkt integriert werden. Laut der Evaluation des Berliner Jobcoachings gelang 2015 bei 15 Prozent der Coaching-Teilnehmenden und nur bei knapp sieben Prozent der nicht gecoachten Teilnehmenden die Arbeitsmarktintegration. In der öffentlich geförderten Beschäftigung (ögB) NRW dienen Personen im SGB II, die nicht an der Maßnahme teilnehmen, als Kontrollgruppe. Zwischen den Gruppen wird verglichen, wie viel Prozent der Personen ein Jahr nach der Maßnahme einen ungeförderten sozialversicherungspflichtigen Job haben. Die Ergebnisse zeigen, dass der Anteil bei den ögB-Teilnehmenden nur zwei Prozent höher ist als bei der Kontrollgruppe ohne Coaching.

Die Aussagekraft der Evaluation mit Vergleichsgruppen ist bisher gering

Die Interpretation der Vergleichsgruppen-Ergebnisse ist jedoch mit großer Vorsicht zu genießen. Durch die Evaluierungen werden Selektionseffekte sichtbar, z. B. dadurch das die Coaching-Teilnehmenden nicht zufällig ausgewählt werden, sondern beispielsweise aufgrund besonderer Hemmnisse. Es zeichnen sich außerdem Selektionseffekte mit Blick auf das Geschlecht und das Alter ab. So sind es eher Frauen und junge Menschen, die bereit sind mit Coaches ihre persönlichen Probleme zu besprechen und zu bearbeiten. Im Beispiel der öffentlich geförderten Beschäftigung NRW können die Ergebnisse zudem nur auf die Effekte der gesamten Maßnahme und nicht gezielt auf Coaching zurückgeführt werden, weil die Kontrollgruppe weder am Coaching noch an ögB teilnahm. Daher ähneln die Merkmale der Teilnehmenden denen der Kontrollgruppe häufig nicht ausreichend, um repräsentative Aussagen über den Vergleich treffen zu können.

Die Evaluation von Coaching-Ansätzen ist herausfordernd

Die Untersuchung verschiedener Coaching-Ansätze macht deutlich, dass die Erfolge dieser schwer zu evaluieren sind. Die Evaluation erfolgt vor allem mithilfe von qualitativen Interviews und schriftlichen Befragungen. Die Ergebnisse sind nicht zu unterschätzen. Es gibt jedoch kein Gütemaß, das die Effekte misst, die allein auf das Coaching zurückzuführen sind. Das liegt unter anderem daran, dass die Ziele des Coachings sehr vielseitig und individuell sind, je nachdem, welche Bedarfe die Teilnehmenden haben. Daher basieren die Evaluationen und die erfassten Erfolge der Coaching-Ansätze auf Wahrnehmungen der Coaching-Beteiligten und nicht auf signifikanten Zahlen statistischer Vergleiche. Es bleibt demnach meistens unklar, welche Erfolge Zufall, Effekte des Coachings oder Erfolge anderer Herkunft sind.

Coaching ist zurecht immer häufiger ein zentrales Instrument bei der Unterstützung von Arbeitslosen und Geringqualifizierten

Der Gesamteindruck über alle Evaluationen ist, dass Coaching positive Effekte auf die erfolgreiche Durchführung der Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen sowie auf die Integration der Teilnehmenden in den Arbeitsmarkt hat. Die Einschätzungen der interviewten Personen sprechen dafür, dass Coaching Maßnahme-Abbrüche verhindern kann, vor allem von Menschen mit akuten Problemlagen. Daher kann Coaching unter Berücksichtigung der identifizierten Erfolgsgaranten ein sinnvolles Instrument zur Stabilisierung, Motivation und Unterstützung von Menschen in Qualifizierungs- und Arbeitsmarktmaßnahmen sein.

 

Beitrag 1 „Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen (1) – Nutzen und Erfolgsgaranten“

Beitrag 2 „Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen (2) – Das „Modellprojekt zur Förderung geringqualifizierter Jugendlicher und Erwachsener““

Beitrag 3  „Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen – das Kölner Bildungsmodell“

Beitrag 4 „Coaching im Rahmen von Arbeitsmarkt- und Qualifizierungsmaßnahmen (4) – Das sind die Erfolgsgaranten“



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