Prof. Dr. Eckart Severing

Position 3/5: Kompetenzen sichtbar machen und anerkennen

Drei Forderungen zum Thema Kompetenzanerkennung

Den allergrößten Teil unserer berufsrelevanten Kompetenzen erlernen wir informell. Höchste Zeit, dass wir diesen Schatz heben:

  1. Die heute existierenden Projekte zur Kompetenzanerkennung haben teilweise eine sehr geringe Reichweite und Verbindlichkeit. Um die Schätze der vielen derzeit nicht sichtbaren Fähigkeiten und non-formal erworbenen Qualifikationen bei Beschäftigten und Arbeitsuchenden erfolgreich zu heben, sollte an ihre Stelle eine bundesweite, rechtlich abgesicherte Regelung treten.
  2. Damit ein entsprechendes System Wirkung entfaltet, muss es flächendeckend verfügbar, breit zugänglich, standardisiert und verbindlich sein. Außerdem sollte es Zertifikate bereitstellen, die auf dem Arbeitsmarkt verwertbar sind und die auch Teile von Vollberufen abbilden können.
  3. Die Zertifikate des Berufsbildungssystems sind am Arbeitsmarkt bekannt und anerkannt. Daher sollten die formalen Berufsabschlüsse als Referenzpunkte und Maßstab der Zertifizierung informell und non-formal erworbener Kompetenzen dienen. Die etablierten Akteure des Berufsbildungssystems könnten in einem Hauptausschuss Weiterbildung auch im Anerkennungssystem die Rolle der Qualitätssicherung übernehmen, zum Beispiel durch die Akkreditierung von Prüfungsverfahren und -institutionen.
Workshop: 3 Kompetenzen sichtbar machen und anerkennen
CC BY-SA 2.0 boellstiftung (via creativecommons.org)

Hintergrund zum Positionspapier

Dies ist der dritte Abschnitt des gemeinsamen Positionspapiers der Bertelsmann Stiftung und der Heinrich Böll Stiftung zum Thema „Weiterbildung 4.0 – Wie weit trägt die nationale Weiterbildungsstrategie?“. Es entstand auf Basis der gleichnamigen Fachkonferenz am 02.12.2019 in Berlin. Fünf Themen wurden dabei als besonders relevant identifiziert. Zu jedem Thema gab es einen Impulsvortrag sowie zwei moderierte Diskussionsrunden.

Den Impulsvortrag zum Thema Kompetenzanerkennung hielt Prof. Dr. Eckart Severing, von der Universität Erlangen-Nürnberg. Die Moderation der beiden Workshops übernahm Prof. Dr. Dieter Gnahs von der Universität Duisburg-Essen. Die Vortragsfolien sowie weitere Informationen zur Veranstaltung und zum Positionspapier finden Sie auf www.boell.de/weiterbildung.

Mehr Informationen zum Thema Kompetenzanerkennung

Wussten Sie, dass man in Frankreichen jeden formalen Abschluss allein durch die Anerkennung informellen Lernens erwerben kann? Wenn Sie wissen wollen, wie andere Länder bereits Kompetenzanerkennung umsetzen, ist unsere internationale Vergleichsstudie für sie vielleicht interessant. Mein Kollege Gunvald Herdin hat sie für Sie in einer weiteren Blogserie „Anerkennung von Kompetenzen“ aufbereit. Weitere spannende Beispiele guter Praxis konnten wir letztes Jahr auf der 3. VPL-Biennale in Berlin sammeln. Die Konferenz mit 300 Teilnehmer*innen aus 40 Ländern gipfelte in der Verabschiedung der Berliner Erklärung zur Anerkennung von Kompetenzen. Alle Vorträge sowie die Erklärung im Original finden Sie hier. Ein Beispiel aus Deutschland war sogar unter den Gewinnern des „global VPL-Prize“. Die 3 Gewinner stellt Ihnen Silja Erdsiek mit anschaulichen Videos in einer Mini-Blogserie vor.

Interessieren Sie sich für die verschiedenen Verfahren für die Feststellung von Kompetenzen? Wollten Sie immer schon einmal Wissen wie Profilpass, Talentkompass NRW und Co. funktionieren? Mein Kollege Roman Wink hat zahlreiche Gastautoren für unsere Blogserie „vom Heben der Schätze“ gewonnen.

Wollen Sie wissen wie man speziell Migrant*innen und Geflüchteten beim Einstieg in den deutschen Arbeitsmarkt helfen kann? Dann sollten Sie sich einmal unsere eigenen Kompetenzfeststellungsverfahren, Kompetenzkarten, Berufekarten, meine-berufserfahrung.de und MYSKILLS anschauen? Meine Kollegin Silja Erdsiek hat unter der Website www.showyourskills.de alle Informationen dazu übersichtlich zusammengestellt, inklusive eines kurzen und anschaulichen Videos. MYSKILLS ist übrigens auch explizit Teil der nationalen Weiterbildungsstrategie.

Morgen folgt auf diesem Blog Position 4/5 und für ganz Neugierige geht es hier wieder direkt zum ganzen Positionspapier.

Auftakt: Wie weit trägt die Nationale Weiterbildungsstrategie?

Häppchen #1: Zeit und Geld für Weiterbildung bereitstellen

Häppchen #2: Verlässliche Strukturen schaffen, Qualität sichern

Häppchen #3:  Kompetenzen sichtbar machen und anerkennen

Häppchen #4:  Teilqualifikationen standardisieren und ausbauen

Häppchen #5: Professionalisierung der Lehrkräfte stärken

Over and out.



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